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Wien - Am Samstag und Sonntag der kommenden Woche finden in Simbabwe Parlamentswahlen statt. Für Präsident Robert Mugabe, der seit der Unabhängigkeit vor zwanzig Jahren unangefochten an der Staatsspitze stand, könnte dieser Urnengang einige Überraschungen bringen. Seine Partei, die ZANU-PF, ist mittlerweile in weiten Teilen der Bevölkerung umstritten. Im Folgenden ein Porträt des einstigen Anführers der Schwarzen im Befreiungskampf gegen das Apartheitsregime von Ian Smith.
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Robert Gabriel Mugabe wurde 1924 geboren und in Missionsschulen erzogen. Das erste seiner insgesamt sieben Diplome erwarb er auf der Südafrikanischen Fort Hare Universität.
1960 kehrte er nach Rhodesien zurück und trat der ZAPU (Zimbabwe African People's Union) von Joshua Nkomo bei, drei Jahre später verließ er jedoch die ZAPU und gründete die ZANU-PF. Nach 10 Jahren Haft ohne Gerichtsverfahren verließ er 1974 Rhodesien, um im benachbarten Mosambik die größte der Guerillagruppen in einem blutigen Kampf gegen die Regierung von Ian smith anzuführen.
Nach monatelangen Verhandlungen wurde 1979 mit dem Lancaster Haus-Abkommen ein Ende der Friedenverhandlungen gesetzt, und Robert Gabriel Mugabe kehrte unter stürmischen Willkommensbezeugungen seiner schwarzen Anhänger nach Hause zurück.
Nach einer kurzen Periode einer Koalition mit Nkomos ZAPU, die ebenfalls gegen die Regierung von Smith gekämpft hatte, wurde Joshua Nkomo aus der Koalititon entlassen. Darauf folgte eine Periode brutaler Verfolgung von ZAPU-Gefolgsleuten. Viele verglichen Mugabes Weg zur politischen Opposition mit jener der weißen Herrschaft.
Der Zusammenbruch der Koalition erlaubte Robert Mugabe, seinen Anspruch an die Macht zu verstärken.
In den letzten Jahren wurde Mugabe immer mehr zum erklärten Nationalisten. Sein Zorn richtet sich gegen 75. 000 weißen Simbabwer und ihre angeblichen ausländischen Hintermänner, die er als Grund für den wirtschaftlichen Niederganges seines Landes brandmarkte. Da sich Mugabe immer gegen den Kolonialismus ausgesprochen hatte, richtet sich nun die harsche Kritik gegen die Teilnahme seiner eigenen Armee am Bürgerkrieg der Demokratischen Republik Kongo - viele sehen in diesem Konflikt nicht mehr als eine unnötige koloniale Einmischung. Dieser Krieg hat auch Vorwürfe der Korruption laut werden lassen. Verschiedenen Regierungsmitgliedern wird vorgeworfen, ihre Taschen aus den reichen Mineralvorkommen im Kongo zu füllen, während die Wirtschaft im eigenen Land außer Kontrolle gerät.
Einige einheimische Journalisten, die Nachforschungen anstellten, sagen aus, dass sie eingeschüchtert und in manchen Fällen auch gefoltert wurden. Bis vor kurzem war es Robert Mugabe möglich, die politische Opposition ruhig zu stellen. Seine ZANU-Partei dominiert noch immer den faktischen "Ein-Parteien-Staat", 147 der 150 Parlamentssitze werden von ZANU gehalten.
Seine Autorität wird jedoch zunehmend untergraben: Tatsachen wie die hohe Inflation und die rasant steigende Arbeitslosigkeit sowie die Unzufriedenheit über die schlechten Wirtschaftsdaten tragen dazu bei. Zuletzt habern auch der schwelende Konflikt über die Landreformen und seine Niederlage beim im Februar abgehaltenen Referendum zu einer neuen Verfassung - sein Langzeitziel, um grosse Ländereien an die schwarze Bevölkerung zu übergeben - vor Augen geführt, dass ihm die Kontrolle des Landes langsam entgleitet.