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Dass ein Koffer ein mitunter wichtiges Requisit auf der Bühne und im Film sein kann, ist bekannt - dass er aber auch Gegenstand einer heimischen Realsatire geworden ist, wurde Montagabend klar: "Treffpunkt Kultur" in ORF2 warf anlässlich der Präsentation des bereits legendär gewordenen "Austrokoffers", jener zum Gedankenjahr herausgegebenen Anthologie österreichischer Literatur nach 1945, einen Blick in den nunmehr in "Landvermessung" unbenannten Literaturkoffer. Nur die Harry-Potter-Edition sorgte für mehr öffentlichen Lärm und Medienrummel.
Das von Günther Nenning initiierte Projekt hatte von Anfang an einen Schönheitsfehler: die Regierung stand dahinter. Grund genug für viele Autoren, ihre Werke nicht darin zu verpacken. Somit erscheint der neun Kilo schwere Literaturkoffer zwar mit Freude, aber nicht in erhoffter Vollständigkeit, denn Autoren wie Nobelpreisträgerin Elfriede Jelinek oder Peter Turrini wird man in der "Landvermessung" vergeblich su chen. Die daraus resultierende Kritik: zu unsachlich, zu dilettantisch - eine Anthologie der Abwesenheit. Hätte man das Projekt besser verwirklichen können? Das Urteil werden die Käufer bzw. die Leser fällen.