Auf der Inselkette herrscht seit Jahren ein politischer Machtkampf.
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Male/Neu Delhi.
Rückschlag für die Demokratie auf den Malediven: Nach wochenlangen Unruhen ist der erste demokratisch gewählte Präsident der Inselkette im Indischen Ozean zurückgetreten. Der politisch in die Enge getriebene Mohamed Nashid gab am Dienstag in einer Fernseh-Ansprache in der Hauptstadt Male seinen Rücktritt bekannt, nachdem zuvor die Polizei gemeutert hatte. Sie hatte sich geweigert, Anti-Regierungsdemonstrationen aufzulösen und stattdessen das Gebäude des staatlichen TV-Senders besetzt.
"Ich glaube, dass die Menschen des Landes mehr Leid ertragen müssten, wenn ich weiter Präsident der Malediven bliebe", sagte der 44-jährige Staats- und Regierungschef in seiner Rede an die Nation. Mohamed Wahid, der bisherige Vizepräsident des Landes mit über tausend Inseln, wurde zum Übergangspräsidenten bestimmt. Urlauber auf der beliebten Inselkette mit ihren weißen Sandstränden, blauen Lagunen und Korallenriffen sind von den politischen Unruhen zurzeit nicht betroffen, da sich die Proteste auf die Hauptstadt Male beschränken.
Demokratieaktivist Nashid saß jahrelang im Gefängnis
Der Rücktritt Nashids ist das vorerst letzte Kapitel eines langwierigen Machtkampfes zwischen ihm und seinem Vorgänger Maumun Abdul Gayum. 30 Jahre lang hatte Gayum das Land autokratisch regiert, bis 2008 Nashid ihn in einer demokratischen Wahl besiegte.
Die beiden Politiker sind langjährige Rivalen: Während der Regierungszeit von Gayum verbrachte Nashid insgesamt sechs Jahre im Gefängnis und wurde wegen seines Pro-Demokratie-Kampfes 27 Mal festgenommen. Dem Rücktritt von Nashid gingen wochenlange Proteste der Opposition in Male voran, nachdem Nashid die Armee aufgefordert hatte, den Obersten Richter des Landes abzusetzen, weil dieser angeblich Gayum unterstützt haben soll.
Das weitere Schicksal von Nashid ist bislang unklar: Der Ex-Präsident soll unter dem "Schutz der Armee" stehen. Ob der Politiker sich freiwillig oder gezwungenermaßen in Militär-Gewahrsam begeben hatte, ist offen. Im kommenden Jahr stehen erneut Präsidentenwahlen auf den Malediven an. Im Vorfeld hatte die politische Opposition versucht, mit islamistischer Hardliner-Rhetorik bei den Wählern zu punkten und Nashid beschuldigt, unislamisch zu sein und anti-islamische Kräfte zu fördern. Entgegen dem westlich-liberalen Insel-Image ist der Großteil der Bevölkerung der Malediven streng muslimisch.
Die Einwohner leben abgeschottet von der Welt der Touristen, die vor allem zum Tauchen und zum Honeymoon-Urlaub auf die Insel kommen. Einheimische sind nur als Personal auf Touristeninseln zugelassen, umkehrt dürfen Urlauber kaum auf Inseln, auf denen Einheimische leben.
Die Malediven haben um die 395.000 Einwohner, rund 200.000 von ihnen leben in der dicht besiedelten Hauptstadt Male. Die Wirtschaft der Malediven ist stark vom Tourismus abhängig, der etwa die Hälfte des Bruttoinlandsproduktes ausmacht.
Urlauber-Situation
Laut österreichischem Reisebüroverband befinden sich derzeit etwa 200 über Reiseveranstalter gebuchte österreichische Gäste auf den Malediven. Die Proteste hätten sich auf die Hauptstadtinsel Male beschränkt. Die Flughafeninsel sowie die Inseln mit den Resorts seien nicht betroffen. Bis Dienstag waren daher vorerst die Reiseprogramme der Veranstalter durchführbar, nur Ausflüge nach Male wurden abgesagt. Das deutsche Auswärtige Amt rät Urlaubern vom Besuch von Male ab.