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Während in Kopenhagen teils irrelevante Ideen diskutiert wurden, um die globale Erwärmung zu reduzieren, entschuldigten sich die Industriestaaten wieder einmal für den Kolonialismus des 19. Jahrhunderts. Aus unerklärbaren Gründen wird die Hauptursache für die Klimaerwärmung - falls diese vom Menschen verursacht wird, was ja viele Experten bezweifeln - nicht diskutiert, nämlich das Bevölkerungswachstum: Die Weltbevölkerung wuchs in den vergangenen 30 Jahren von 3,4 auf 6,2 Milliarden Menschen, aber in den armen Ländern, nicht in den westlichen Industriestaaten.
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Ungebremstes Bevölkerungswachstum bedeutet Megastädte mit Megaslums, Abholzen und Brandrodungen im großen Stil, mehr Energiebedarf, CO2, Methan und Hunger. Dies alles spielt sich in Afrika, Südasien und Lateinamerika ab, wo auch die Bürgerkriege stattfinden - in einer Zone, die von Nikaragua über Senegal und Somalia bis nach Indonesien reicht.
Als die Briten 1948 Indien verließen, hatte dieses 320 Millionen Einwohner, nun sind es in den vier Nachfolgestaaten auf gleicher Fläche 1,6 Milliarden; Dacca hatte 1948 gerade einmal 250.000 Einwohner, heute sind es 7 Millionen. Jeder Regen setzt die Stadt ein bis zwei Meter unter Wasser, jeder Monsun fordert tausende Tote. Aber wieso soll Europa schuld sein an den 15 Millionen Menschen in Lagos oder den Slums von Bandung und dafür Umweltsteuer zahlen?
Es sei an ein Dutzend Klimakonferenzen erinnert - Rio, Nairobi, Toronto, New York, Kyoto -, an zahllose Berichte der UNO und anderer Organisationen. Jeder, der es wagte, die hohen Rüstungsausgaben der sozial unterentwickelten Staaten anzuprangern oder dort herrschende Korruption, Geburtenraten und politische Inaktivität, wurde scharf kritisiert, die westliche Staaten und Regierungschefs beschimpft - und dennoch werden viele Schulden dieser Länder vom Westen bezahlt und jetzt wieder Geld übermittelt. Das kann man nur mit Masochismus erklären.
Beschimpft werden die EU, die USA, die Weltbank und der Weltwährungsfonds. Was die Rüstungsausgaben der USA mit der Verdoppelung der Bevölkerung Afrikas in den letzten 30 Jahren zu tun haben, können die Umwelt-Fundis nicht erklären, ebenso wenig, was der Kolonialismus der Europäer mit den Unruhen in Kenia, der Korruption in Nigeria oder den Taliban in Pakistan zu tun hat, einem Land, das ja auch Atombomben entwickelt hat und somit genug Kapital haben müsste, um seine eigene Armut zu beseitigen. Das gilt für viele "arme" Staaten.
Ein Klimaexperte wies auf die Zusammenhänge zwischen Geburtenrate und Religion hin: Lenin habe recht gehabt, Religion sei "Opium für die Massen", das man ihnen nicht wegnehmen könne, also stehe man zwischen dem "Kampf der Kulturen" und dem "Kampf innerhalb der Kulturen". Beide zu verhindern sei schwierig. Daher bleiben Religion, Fanatismus, Bevölkerungswachstum, Hunger, Armut, Krieg und Umweltprobleme eng verflochten.
Friedrich Korkisch ist Leiter des Instituts für Außen- und Sicherheitspolitik in Wien.