Der Chef der Wiener Privatuniversität IMADEC und Vorsitzende des Vereins österreichischer Privatuniversitäten, Christian Joksch, prophezeit der Gründung der von dem Physiker Anton Zeilinger angeregten Elite-Universität "University of Excellence" ein "Steckenbleiben in der Ankündigungspolitik".
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Im Gespräch mit der "Wiener Zeitung" äußert sich Christian Joksch kritisch gegenüber der Idee, eine vom Staat finanzierte Elite-Universität zu gründen. Wie bereits berichtet, gab Bildungsministerin Elisabeth Gehrer eine Machbarkeitsstudie an den für Universitäten zuständigen österreichischen Wissenschaftsrat in Auftrag. Das Ergebnis der Studie besagt, dass aufgrund der Konkurrenz Eile bei der Gründung dieser Universität geboten und mit rund 120 Millionen Euro Kosten zu rechnen sei. Joksch sieht diese Diskussion als Wahlpropaganda, die in der Ankündigungspolitik stecken bleiben wird. Grundsätzlich sei es wichtig, den Bildungsstandort Österreich international aufzuwerten, doch sei dies sicherlich nicht der richtige Weg in diese Richtung.
Laut Joksch gibt es kein Universitätsinstitut, das mit dem Ziel "Elite-Uni" gegründet wurde. Dieser Titel ist das Ergebnis einer jahrelangen Entwicklung, die durch Qualität der Professoren wie auch durch die Selektion der Studierenden entsteht. Dabei sei die motivierende Beziehung zwischen Studierenden und Professoren ausschlaggebend. Auch das Verhältnis der Studierenden untereinander ist zur Elitenbildung wesentlich, da "nichts stärker ist, als gemeinsam die Schulbank gedrückt zu haben, oder gemeinsam unter Druck zu stehen". Daraus entstehen Netzwerke der Absolventen, so genannte Alumni-Netzwerke, deren Mitglieder führende Persönlichkeiten in verschiedensten Branchen sind.
Der Vorsitzende des Vereins österreichischer Privatuniversitäten, Christian Joksch, sieht im Projekt Elite-Uni die Problematik, dass sich eine Universität die Bezeichnung "Elite" erst über Jahre erarbeiten kann, und sich nicht selbst als solche bezeichnen sollte.
Ferner sieht Joksch die Finanzierung einer Elite-Uni durch den Bund als äußerst bedenklich. Da Universitäten in Lehre und Forschung unabhängig sein sollen, ist diese Anforderung durch eine staatliche Finanzierung nicht gewährleistet. "Die gelebte und nicht nur deklarierte Unabhängigkeit ist vielleicht nicht schick, aber großartig", sagte Joksch. Der Bund solle sich auf seine Kernkompetenzen beschränken. "Der Staat war noch nie ein guter Unternehmer bzw. Ausbildner", wie nun auch die PISA-Studie beweist, so Joksch.