Zum Hauptinhalt springen

Unangenehme Besucher

Von Veronika Gasser

Wirtschaft

Strom wird, wie einst der Staubsauger, an der Haustüre verkauft und das mit allen erdenklichen Methoden. Dafür haben alternative Stromanbieter wie "Unsere Wasserkraft" und "My Electric" Spezialfirmen angeheuert, die ihnen dieses unangenehme Geschäft abnehmen. Besonders unangenehm aufgefallen sei bisher die Ranger Marketing, meinen die Stromversorger Wienenergie und Bewag unisono. Gegen Unsere Wasserkraft und die Ranger Marketing wurde nun eine Klage eingebracht, auch die Staatsanwaltschaft wurde eingeschaltet.


Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 21 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.

Wenn ihnen an der Tür jemand günstigeren Strom als bisher anbietet, sein sie vorsichtig und unterschreiben sie nicht voreilig einen Vertrag. Die regionalen Energieversorger Wienenergie und Bewag aber auch die AK warnen vor unseriösen Keilern. Wichtig zu wissen ist, dass man innerhalb von sieben Tagen ohne Grund vom Vertrag zurücktreten kann.

Die burgenländische Bewag hat gegen den alternativen Energiekonkurrenten "Unsere Wasserkraft" und die von ihr beauftragte Ranger Marketing beim Handelsgericht Wien eine Klage wegen unlauteren Wettbewerbs und dem Verstoß gegen die Gewerbeordnung eingebracht. Im Burgenland seien in den vergangenen Tagen aggressive Stromvertreter unterwegs gewesen, berichtet Bewag Vorstand Günther Ofner. "Von 10 Unterschriften werden 8 herausgelockt." Es sei immer dieselbe Methode: 80% der Opfer seien Pensionistinnen, die vom freien Energiemarkt noch nie etwas gehört haben.

Ist ein Kunde nicht bereit, den neuen Stromvertrag zu unterzeichnen, kann es auch vorkommen, dass er eingeschüchtert wird. Manche Keiler drohen angeblich damit, dass dann eben der Strom abgedreht werde. Gerade in Fällen von niedrigem Strom- und Gasverbrauch lohnt sich ein Versorgerwechsel selten. Davon erfahren die Kunden von den Rangern allerdings nichts. So wurde der Pensionistin Ilse P. aus Oberwart ein Vertrag untergejubelt, der sie einiges Geld kostet. Statt wie bisher 20 Euro muss sie nun 47 Euro für die Energie von "Unsere Wasserkraft" berappen, führt Ofner als Beispiel an.

Staatsanwalt eingeschaltet

Auch in Wien und Niederösterreich mehren sich die Beschwerden. Die Wienenergie hat mittlerweile die Staatsanwaltschaft eingeschaltet. Denn eine Kundin beteuert, den von den "Rangern" vorgelegten Vertrag mit My Electric nie unterzeichnet zu haben. Die Behörde muss nun klären, ob die Unterschrift gefälscht wurde. Gestern hat MyElectric angekündigt, das Haustürgeschäft wegen massiver Beschwerdeflut einzustellen. Jedenfalls beklagt die Wienenergie, ein massives Problem mit agressiven Keilertrupps zu haben. AK-Experte Dietmar Wenty warnt vor Vertretern, die wie Amtspersonen auftreten und die Stromrechnung verlangen: "Einem Kunden wurde mit einer Nachzahlung gedroht, wenn er den Vertrag nicht unterzeichnet."

"Unsere Wasserkraft"-Chef Michael Heiden weist alle Vorwürfe zurück und lässt weiterkeilen. Man habe sich mit der Ranger Marketing auf Qualitätsstandards verständigt, die Mitarbeiter würden laufend geschult. Sollte es Beschwerden geben, trenne man sich von ihnen. Unsere Wasserkraft bietet nun im Kombipack auch Gas an. Vielleicht bestehen mit diesem neuen Geschäftsfeld im Burgenland nun Chancen, auch auf einfache Weise zu neuen Kunden zu kommen, denn der Konkurrent Begas erhöht ab April die Gaspreise für Haushalte um 4,6%. Die Kelag erhöht ihre Strompreise um 2%.