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Unangenehme Wahrheiten

Von Bernhard Baumgartner

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Es ist eine späte Genugtuung aber eine umso bedeutsamere, kommt sie doch aus dem Herzen des Establishments der USA. Die beiden Snowden-Aufdecker-Zeitungen "Washington Post" und "Guardian" haben die renommierten Pulitzer-Preise gewonnen. Der seit 1917 vergebene US-amerikanischen Journalisten-, Medien- und Literaturpreis ist sozusagen der Oscar der amerikanischen Printmedienbranche. Die Jury trug damit der Tragweite der Enthüllungen Rechnung, die durch das Material des ehemaligen Geheimdienst-Mitarbeiters Edward Snowden möglich gemacht wurde. Mit diesen Dokumenten konnte erstmals glaubwürdig dokumentiert werden, wie umfassend, lückenlos und dreist die Abhöraktionen der diversen Geheimdienste tief in unsere persönliche Kommunikation eindringen und damit alle pauschal zu Verdächtigen machen.

Der Preis, der in den USA über deutlich höheren Impact verfügt, ist auch insofern wichtig, da das Thema in den USA selbst ja kaum Folgen hatte. Im Gegenteil: Beobachter konstatieren zwar US-intern eine minimale Sensibilisierung des Bewusstseins der Bevölkerung gegenüber dem Datenschutz, was jedoch den Rest der Welt angeht, versteht man im Wesentlichen nicht, wieso sich die Europäer überhaupt so anstellen, wo es doch um den Schutz vor Terrorismus geht und Europa ja dankbar sein müsste, dass die USA es gleich mitbeschützen (ob es will oder nicht). Dass ausgerechnet eine demokratische Administration die Verfolgung des Verräters prioritärer sah als das Abstellen zweifelhafter Praktiken, skizziert auch die Grenzen der Macht der Medien.