Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 3 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.
Es sind die Meldungen, die oft vorüberziehen, ohne besondere Aufmerksamkeit zu erregen. Man stumpft ja ab, irgendwie. Auch im Katastrophenjahr 2020 sind 50 Menschen wegen ihrer Arbeit im Journalismus getötet worden. Nicht viel mehr, aber auch nicht viel weniger als im Vorjahr.
Gut, jetzt werden viele sagen, so ist das halt in Bananenrepubliken, da regnet es nicht nur auf Journalisten Blei. Aber die Liste der Länder ist viel breiter, als man annehmen sollte. Die gefährlichsten Länder für Medienschaffende waren heuer Mexiko, der Irak, Afghanistan, Indien und Pakistan. Mit der Hinrichtung von Ruhollah Sam im Iran am 12. Dezember wurde erstmals seit 30 Jahren die Todesstrafe an einem Medienschaffenden vollstreckt. Alleine in Mexiko bezahlten acht Journalisten für ihre Berichte, vor allem über Drogenkartelle, mit dem Leben. Im Irak, wo sechs Medienvertreter starben, erschossen Unbekannte mehrere Menschen, die über Demonstrationen berichteten.
Andere Länder gehen etwas subtiler vor, wenngleich der Effekt der Abschreckung auch so wirkt. Erst kürzlich wurde eine chinesische Journalistin, die über die Ausbreitung des Coronavirus in der Millionenmetropole Wuhan berichtet hatte, zu einer vierjährigen Haftstrafe verurteilt. Die absolut zynische Urteilsbegründung gegen die 37-Jährige: Sie habe "Streit geschürt und Unruhe gestiftet". So kann man es natürlich auch sehen, wenn jemand wahrheitsgemäß berichtet, dass die ganze Welt wegen eines Virus in Gefahr ist.