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Unter dem Titel "Fremde Heimat" geht der "Spiegel" in seiner jüngsten Ausgabe dem Phänomen einer "verlorenen Generation junger Migranten" nach. Jene, denen es an Bildung und daher auch an Perspektive mangelt und die sich mit dem Staat und der Mehrheitsbevölkerung nicht identifizieren können. Jenen 11,3 Prozent der Migranten, die keinen Schulabschluss haben. Und jenen, die in der Religion den einzigen Ausweg sehen - um sich abzugrenzen, aber auch um einen Sinn im Leben zu sehen.
Dabei beschreiben die Redakteure eine Szene, die die Politik aufrütteln sollte. Es war einer jener Termine, zu denen Vorzeige-Migranten geladen wurden, um sich von der Integrationsbeauftragten der deutschen Bundesregierung, Maria Böhmer, auf die Schulter klopfen zu lassen. Nur: Die Migranten spielten nicht mit, sondern verlasen eine Erklärung, in der sie mit der aus ihrer Sicht selbstgefälligen Integrationspolitik in Deutschland abrechneten. Ihr Tenor: "Nichts ist gut hier." Etwa wenn der fleißigste Schüler der Klasse mit 17 Jahren in seine "Heimat" abgeschoben wird.
Dass die Bilanz in Österreich anders ausfallen würde, ist eine vage Hoffnung. Viel zu lange dauerte die Schrecksekunde der Politik, in der Migrations-Probleme eher totgeschwiegen als angesprochen wurden. Das rächt sich nun in einer Generation, in der viele zwar hier geboren, deswegen aber noch lange nicht angekommen sind. Dass viele Integration noch immer als Bringschuld der Migranten sehen, ist ein Missverständnis, das man nicht oft genug ansprechen kann. Das macht Journalismus, der sich damit beschäftigt, so wertvoll.