"Drum prüfe, was sich (ewig) bindet." · Diesen wohlmeinenden Rat sollte sich jedes Unternehmen beim Eingehen von neuen Geschäftsbeziehungen zu Herzen nehmen. Vielen bliebe durch weise Voraussicht | so manch unliebsame Überraschung erspart, meinen die Experten des Kreditschutzverbandes von 1870 (KSV), der selbst ein Frühwarnsystem anbietet.
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Die guten Ratschläge kommen aus Anlaß der jüngsten KSV-Umfrage zum Thema Zahlungsmoral. Mit der schaut es in Österreich nach wie vor nicht rosig aus. 41 Tage · im europäischen Vergleich ein gar
nicht einmal so schlechter Wert (siehe Grafik) · dauert es im Schnitt, bis Kunden zahlen. Diese Zeitspanne setzt sich aus einem durchschnittlich vereinbarten Zahlungsziel von im Vergleich zu 1998
unverändert 26 Tagen und einem daraus resultierenden Zahlungsverzug von 15 (nach 14) Tagen zusammen.
Als Gründe für den Zahlungsverzug gewerblicher Schuldner gaben 68% der Unternehmen den momentanen Liquiditätsengpaß an. Es wird zudem angenommen, daß 48% der Kunden die Rechnungen vorsätzlich
nicht bezahlen. Das "bewußte Inanspruchnehmen kostenfreier Lieferantenkredite" bedeute aber speziell für Klein- und Mittelbetriebe die Gefährdung ihrer Existenz, gab Johannes Nejedlik,
Mitglied der KSV-Geschäftsführung, gestern bei der Präsentation der Umfrageergebnisse zu bedenken. Bei den Privaten begleichen 27% ihre Schulden vorsätzlich nicht, 25% dürften einfach
vergessen.
Schlecht schneidet auch die öffentliche Hand ab: Von den 68% der Befragten, die Geschäfte mit öffentlichen Auftraggebern tätigen, gaben 40% an, daß die vereinbarten Zahlungsziele nicht eingehalten
werden.
Laut Gesetz kann der Rechnungsbetrag sofort nach Fälligkeit gerichtlich eingeklagt werden, nur tun dies die wenigsten Firmen, um nicht Kunden zu verlieren. 94% setzen auf das innerbetriebliches
Mahnwesen, 54% auf ein Inkassoinstitut. Das Inkassovolumen in Österreich betrage derzeit etwa 15 Mrd. Schilling, sagte Gerald Waffek, Leiter des Bereiches Inkassodienste Inland im KSV. 2 Mrd.
Schilling davon bringt der KSV herein. Mit 1.1.2000 soll eine EU-Richtlinie zur Bekämpfung von Zahlungsverzug in Kraft treten.