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Uncle Sam nimmt Fannie und Freddie an der Hand: Märchen ohne Happyend

Von Hermann Sileitsch

Analysen

Fannie Mae und Freddie Mac werden künftig von der US-Regierung gelenkt. Sind das gute oder schlechte Nachrichten? Investoren, die Anleihen der beiden US-Hypotheken-Giganten gezeichnet haben, können aufatmen. Für Aktionäre der beiden Häuser hätte es kaum schlimmer kommen können: Ihre Papiere sind nahezu wertlos - vor der Finanzmarktkrise notierten die Aktien bei mehr als 70 Dollar, am Montag fiel ihr Kurs unter einen Dollar. | Und auch das Loch im US-Budget werden die Milliarden-Dollar-Finanzspritzen für Fannie und Freddie noch weiter aufreißen. Dennoch gab es zur Rettungsaktion keine Alternative: Ein Crash von Fannie und Freddie wäre sowohl für die US-, als auch für die Weltwirtschaft fatal.


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Gegründet wurde Fannie Mae 1938 in den Nachwehen der Weltwirtschaftskrise von 1929. Auch damals gab es eine Vertrauenskrise - Kredite für den privaten Hausbau waren rar, weil die US-Banken das Risiko scheuten. Deshalb sprang ein staatliches Institut in die Bresche, dessen origineller Name sich vom Kürzel FNMA (Federal National Mortgage Association) herleitet. Fannie sollte den Markt ankurbeln, indem sie den Geschäftsbanken günstige Finanzmittel für Wohnbaukredite zur Verfügung stellte. 1968 wurde Fannie Mae privatisiert und ist seither ein an der New Yorker Börse notiertes Unternehmen mit öffentlichen Auftrag. Freddie Mac wurde 1970 gegründet, um eine Art Wettbewerb sicherzustellen.

Ihren eigenen Kapitalbedarf finanzieren Fannie und Freddie durch hypothekarisch besicherte ("mortgaged backed securities") und unbesicherte Anleihen. Das Kapital weltweiter Investoren sollte ermöglichen, dass für möglichst viele US-Amerikaner der Traum vom Eigenheim Wirklichkeit wird.

Zwar gab es für Fannie oder Freddie keine staatliche Haftung. Sie galten aber als "too big to fail", als zu groß, als dass sie kollabieren könnten - was sich jetzt bewahrheitet. Dieser Sonderstatus garantierte eine gute Bonität, durch die hohe Zahl gebündelter Kredite schien das Ausfallsrisiko gering.

Das machte die Anleihen für viele Investoren interessant - galten diese doch als fast so sicher wie Staatsanleihen. Mit der Immobilienkrise hat sich das schlagartig geändert: Die Zahl der Kreditausfälle und Zwangsversteigerungen steigt, die Immobilienpreise verfallen rasant.

Fannie und Freddie sind im Zentrum dieser Abwärtsspirale, die sich weiterhin dreht. "Ein Brandherd wurde gelöscht, aber andere lodern weiter. Das Feuer wird erst gelöscht, wenn die Häuserpreise nicht weiter fallen. Derzeit ist hier noch keine Stabilisierung eingetreten", erklärt Jörn Lange, Analyst bei Raiffeisen Capital Management. Und wenn Fannie und Freddie auch nicht gestorben sind - ein Happyend ist das noch lange nicht.

analyse@wienerzeitung.at