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Ob das Experiment noch als Grundlagenforschung gilt, sei dahingestellt. Auch die Effizienz des wissenschaftlichen Resultates ist mehr als fragwürdig, ebenso das zukünftige Potenzial: Am Dienstag hat ein Roboter Schweizer Produktion, liebevoll YuMi genannt, den Dirigentenstab bei einem Konzert in Pisa geschwungen. Das philharmonische Orchester von Lucca spielte, Tenor Andrea Bocelli sang den Verdi-Schlager "La Donna é mobile".
Siebzehn Stunden hat es laut Medienberichten gedauert, bis der Roboter so eingestellt war, dass er das sieben Minuten lange Stück "dirigieren" - sprich: einen Stab der Partitur entsprechend bewegen - konnte, basierend auf den Bewegungen eines menschlichen Dirigenten.
Jetzt ist natürlich ein Schelm, wer einwendet, Andrea Bocelli sei sowieso blind und müsse sich nicht am Taktstock orientieren, sondern über den Klang. Es wäre nicht das erste Mal gewesen, dass der eigentliche Dirigent am ersten Geigenpult sitzt, also der Konzertmeister das Orchester zusammenhält und der Dirigent nur freundlich mit den Armen winkt. Beides hat nur selten erfreuliche Auswirkungen auf die Klangqualität.
Das Konzert im Rahmen eines Robotik-Festivals zeigte einmal mehr, wo die Grenzen der technischen Entwicklung - ob hier von Fortschritt die Rede sein kann, steht auf einem anderen Blatt - liegen. Die Kernaufgaben eines Dirigenten - spontan auf Musiker zu reagieren, zu interpretieren oder gar zu improvisieren - beherrscht der Roboter natürlich nicht. Aber die Forschung ist einen kleinen Schritt näher dran an einer Menschheit, die endlich ohne den Menschen auskommt.

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