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Und da waren's nur noch vier

Von Rosa Eder

Wirtschaft

Wenn sich heuer im Spätsommer die Wüstenrot Bausparkasse und die LBA Landesbausparkasse zusammenschließen, bleiben nur mehr vier Anbieter übrig, die sich den heiß umkämpften österreichischen Bauspar-Kuchen aufteilen.


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Das fusionierte Institut kommt nach Angaben von Wüstenrot-Bauspar-Chefin Susanne Riess-Passer auf einen Marktanteil von 25% und will an die zwei größten Institute - Raiffeisen Bausparkasse und s-Bausparkasse - anschließen. "Da hat Wüstenrot noch einiges zu tun. Wir haben jedenfalls keine Angst", sagt Josef Schmidinger, der seit 1. Mai 2001 an der Spitze der s-Bausparkasse steht. Auch Erich Rainbacher, Chef der Raiffeisen Bausparkasse, sieht die Marktposition seines Instituts nicht in Gefahr.

Von den im Vorjahr 964.528 Stück neu abgeschlossenen Bausparverträgen (+1,7%) entfielen 32% auf Raiffeisen und 28% auf die s-Bausparkasse. Auch bei den Einlagen führt Raiffeisen mit 32,5%, die "ich-du-er-sie-s"-Bausparkasse kommt auf 31,3%. Bei den Ausleihungen hingegen liegt das von Schmidinger geführte Institut mit 36,5% vor Raiffeisen (33,2%). Die Bestellung der Ex-Bundeskanzlerin Riess-Passer zur Generaldirektorin der Wüstenrot Bausparkasse begrüßt Schmidinger. Dadurch würden die Bausparkassen - fünfte im Bunde ist die zur Volksbankengruppe zählende Allgemeine Bausparkasse (ABV) - stärker ins Licht der Öffentlichkeit rücken. "Der Markt ist sehr dicht", sagt Wüstenrot-Sprecher Josef Mayer. Die Fusion mit der LBA soll im September abgeschlossen werden, wodurch sich ein zusätzlicher Vertriebsweg auftut.

Bauspardarlehen sind derzeit so günstig wie nie zuvor. So hat etwa die s-Bausparkasse die Darlehenszinsen für Stammkunden um 58 Basispunkte auf 1,97% gesenkt. Diese Konditionen sind auf die Dauer von 18 Monaten fix. Bis 31. März läuft noch eine Aktion, bei der es eine Monatsrate geschenkt gibt.

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Die Jüngste und die Älteste

Wüstenrot ist eine Gemeinde in Baden-Württemberg. 1921 gründete dort der ehemalige Drogist und spätere Publizist Georg Kropp (1865 - 1943) einen Verein, der 1924 seine Tätigkeit als erste deutsche Bausparkasse aufnahm. Die Idee des eigenheim-orientierten Zwecksparens hatte Kropp zuvor in seiner 1920 veröffentlichten Schrift "Aus Armut zum Wohlstand" beschrieben. Der berühmt gewordene Aufruf "Jeder Familie ihr Eigenheim" verbreitete sich rasch in alle Ecken Deutschlands. Am 25. November 1925 fand durch einen Vortrag von Siegfried Gmelin, einem Mitarbeiter von Kropp, in Salzburg die Idee des Bausparens auch in Österreich Einzug. Das erste von Wüstenrot finanzierte Eigenheim konnte bereits 1926 in Hallein bewohnt werden. Wüstenrot ist seit 1930 ein eigenständiges österreichisches Unternehmen. Zunächst als Genossenschaft geführt, erfolgte 1997 die Umwandlung in die heutige Bausparkasse Wüstenrot AG. Im Jahr 1976 wurde die Wüstenrot Versicherungs-AG gegründet. Beide AGs befinden sich unter dem Dach einer Holding. Diese hält derzeit an der Bausparkasse rund 60%, 27,08% gehören der Bank Austria Creditanstalt (BA-CA), der Rest der 3-Banken-Gruppe. An der Wüstenrot Versicherung hält die Holding 68,4%, der Rest gehört der Wiener Städtischen Versicherung.

Die LBA ist die jüngste unter Österreichs Bausparkassen. Sie wurde 1993 als Hypo-Bausparkasse AG gegründet, Ende der 90er Jahre verkauften die Hypos von Niederösterreich, Oberösterreich, Salzburg und der Steiermark ihre Anteile an die BAWAG und deren 46,6%-Aktionärin Bayerische Landesbank. Die BAWAG/P.S.K-Gruppe erwarb schließlich das 32,42%-Paket der BayernLB und hält zur Zeit rund 65% an der LBA. Die restlichen 35% gehören der Hypo Alpe-Adria-Bank, der Vorarlberger Landes- und Hypothekenbank und der Österreichischen Beamtenversicherung.