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Und dann kam Sat1 - und alles war gut

Von Bernhard Baumgartner

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Das Fernsehen als Füllhorn der Güte, als Lösung für alles und jedes, als jenes Medium, das stets die passende Antwort parat hat (ganz egal, ob die dazugehörige Frage überhaupt gestellt wurde). Nun arbeitet sich also Sat1 an der Frage ab: Wieso reißen sich die Obdachlosen nicht einfach einmal ein bisschen zusammen? So lässt sich das neue Fernsehformat zusammenfassen, das ab September ein bisschen soziale Wärme in die Wohnzimmer bringen soll. "Von der Straße in den Job" heißt das Format, bei dem drei Menschen ohne Wohnsitz ein Praktikum bei einer Hotelgruppe bekommen und zeigen dürfen, was sie können. "Nachts schlafen sie auf Pappe, tagsüber suchen sie ihr Essen im Mülleimer, und im Winter frieren sie unter freiem Himmel.. .", so Sat1 in der Ankündigung. Wo das enden wird, kann man sich denken: Und dann kam Sat1 - und alles war gut. Und wenn nicht, dann war der Penner selber schuld, denn die Chance von Sat1 hatte er ja. Natürlich ist nichts dagegen einzuwenden, das Thema Obdachlosigkeit, das gerne ausgeblendet wird, ins Fernsehen zu bringen. Es aber so darzustellen, als ob es viele handfeste Gründe gar nicht gäbe und sich die Herrschaften einfach nur in der Chancenauswertung ein bisschen vertan hätten, ist etwas schwierig. Schwere Krankheiten, Traumata, Suchtgift, Alkohol, Schulden - die Liste ist lang. Und die wenigsten Punkte darauf sind so gelagert, dass der Weg zurück in die Mitte der Gesellschaft mit einem kleinen Schubs zu bewerkstelligen wäre. Das kollidiert natürlich mittelschwer mit der Grundthese des Formats. Auf diesen Spagat darf man gespannt sein.