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Und der Rest ist die Bank Austria

Von Marina Delcheva

Wirtschaft

Bank Austria dank CEE mit Gewinnplus im ersten Halbjahr. Abspaltung des Ostgeschäfts sorgt weiterhin für Unsicherheit.


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Wien/Mailand. 626 Millionen Euro. So viel Nettogewinn hat die Bank Austria im ersten Halbjahr erwirtschaft, und zwar dank ihres Osteuropa-Geschäfts. Das sind um 27,7 Prozent mehr als im Jahr davor. Ohne ihre prestige- und gewinnträchtigen CEE-Töchter sähe die Halbjahresbilanz allerdings nicht so gut aus. Dann käme das Institut auf einen Verlust vor Steuern von 36 Millionen Euro. Wie berichtet, soll ja das Osteuropa-Geschäft heuer unter das Dach der Konzernmutter Unicredit in Mailand wandern.

Für die Bank Austria war das von Anfang an keine erfreuliche Nachricht. In Osteuropa erwirtschaftete sie dank ihrer Töchter bis einschließlich Juni dieses Jahres ein Betriebsergebnis von über 1,5 Milliarden Euro, das ist ein Plus von zwölf Prozent. 1,3 Milliarden Euro kamen dabei aus Osteuropa. Die restlichen 231 Millionen entfielen auf Österreich.

Profitiert hat die Bank im ersten Halbjahr von Sondereffekten wie etwa dem Verkauf ihrer Visa-Euro-Beteiligungen, die netto 131 Millionen Euro brachte. Zudem sind die Kundeneinlagen um 4,7 Prozent gegenüber dem Vorjahr gestiegen und die Bank Austria musste weniger für faule Kredite auf die Seite legen.

Die seit Dezember laufenden Umbrüche haben das Halbjahresergebnis aber belastet. Für die Überführung der Bank-Austria-Pensionen ins staatliche ASVG-System musste das Institut 444 Millionen Euro im ersten Quartal zurückstellen. Für die Bankenabgabe, die heuer in dieser Form das letzte Mal gezahlt wird, fließen 227 Millionen Euro.

Unklarheit bei CEE-Abspaltung

"Der Übergang des CEE-Geschäfts ist voll im Gang und sollte bis Ende 2016 abgeschlossen sein", sagte Bank-Austria-Vorstand Robert Zadrazil am Donnerstag bei der Halbjahrespräsentation.

Ganz so reibungslos dürften die Verhandlungen aber nicht laufen, wie der "Standard" berichtete. Eine für Montag anberaumte Hauptversammlung wurde abgesagt, weil sich die Aktionäre nicht über die Modalitäten rund um die Abspaltung einig waren. Am heutigen Freitag soll dann endlich der Beschluss zur Abspaltung in der Aktionärsversammlung fallen. Dazu wollte sich Zadrazil nicht äußern. Das sei eine Frage der Eigentümer, nicht des Managements. Zudem habe bei der Überführung die Bankenaufsicht das letzte Wort.

Vor allem der Minderheitsaktionär Betriebsratsfonds und die Wien-nahe AVZ-Stiftung sind darum bemüht, den finanziellen Fortbestand der Bank Austria auch ohne das CEE-Geschäft abzusichern. Die AVZ-Verpflichtungen für die Bank Austria, etwa für Pensionen und Einlagen, betragen laut Finanzvorstand Mirko Bianchi derzeit 5,7 Milliarden Euro. Für die AVZ hat wiederum die Stadt Wien Ausfallshaftungen übernommen. Dementsprechend groß ist auch das Interesse an einer finanziell gut aufgestellten Bank Austria, trotz Spaltung. Denn ohne CEE-Geschäft sinkt die Bilanzsumme der Bank Austria von 193 Milliarden auf 106 Milliarden Euro. Auch das harte Kernkapital wird schmäler. Durch die Überführung fällt die Bank Austria um 8,2 Milliarden Euro an anrechenbaren Eigenmittel um. Die harte Kernkapitalquote der "Bank Austria solo", also ohne Ostgeschäft, fiele damit von über 16 auf 11,6 Prozent.

Um das Geschäftsmodell abzusichern, fordert der Aufsichtsrat, aber auch die Europäischen Zentralbank und die Finanzmarktaufsicht, eine Kapitalspritze von bis zu 1,9 Milliarden Euro. Eine Milliarde soll gleich fließen, der Rest bis 2018. Damit dürfte man aber im Mutterkonzern nicht einverstanden sein.

Umbau auch in Italien

Im Gespräch war eine Kapitalverschiebung aus der Schwesterbank, die Hypo-Vereinsbank (HVB), in München. Dort liegen noch rund zwölf Milliarden Euro aus dem Verkauf der Bank Austria an die Unicredit. "Das wird es nicht geben, das ist gar nicht zulässig", sagte HVB-Chef Theodor Weimer am Donnerstag und erteilte den Spekulationen eine Abfuhr. Wenn, dann müsse das Geld aus dem Mutterkonzern kommen, was keine beschlossene Sache sei.

Die Bank Austria befindet sich zudem inmitten eines schmerzhaften Sparkurses. Das Privatkundengeschäft war zuletzt ein Verlustgeschäft. Um dessen Verkauf abzuwenden, hat man sich im Dezember vergangenen Jahres auf ein umfangreiches Sparprogramm geeinigt. Bis 2018 sollen 70 der damals 190 Bank-Austria-Filialen geschlossen werden. 40 Filialen wurden bisher geschlossen und 354 Stellen gestrichen. Insgesamt sollen 800 Jobs abgebaut werden. "Wir haben kein Köpfe-Ziel, sondern ein Kosten-Ertrags-Ziel", verteidigte Zadrazil die Sparmaßnahmen. Das Verhältnis zwischen Kosten und Ertrag soll von 80 Prozent (im Dezember, Anm.) auf 60 bis 2018 sinken.

Der Mutterkonzern in Mailand steht selbst unter Druck. Nach der Veröffentlichung der Ergebnisse des europäischen Bankenstresstests wurde der Handel mit Unicredit-Aktien am Montag sogar kurzzeitig ausgesetzt. Vorstandschef Jean-Pierre Mustier kündigte am Mittwoch an, jeden Geschäftsbereich unter die Lupe zu nehmen und bis Ende des Jahres einen Strategieplan für die Gruppe vorzulegen. Ob davon auch die in Umbau befindliche Bank Austria getroffen wird, ist noch unklar. Auf die Frage, ob dann der Verkauf des Privatkundengeschäfts wieder aufs Tapet kommen könnte, wollte Zadrazil nicht eingehen. Man arbeite mit Hochdruck an Maßnahmen und Initiativen auf der Basis der im Dezember getroffenen Entscheidung, hieß es.