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Zucker, Kakao und Haselnüsse teurer. | "Kann mittelfristig nicht von Industrie getragen werden." | Wien. Auf Naschkatzen könnten schlechte Zeiten zukommen. Führende heimische Süßwarenproduzenten liebäugeln angesichts teurer Rohstoffe mit Preiserhöhungen. Ein schwacher Trost für Schleckermäuler: Aufgrund längerer Vorlaufzeiten wird man in den meisten Fällen wohl erst in der zweiten Jahreshälfte stärker zur Kasse gebeten werden.
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"Wir schauen uns die Entwicklung sehr genau an und können Preiserhöhungen nicht ausschließen", lautet der einhellige Tenor der österreichischen Süßwarenindustrie in Bezug auf die Situation am Rohstoffmarkt. Vor allem Zucker, Kakao und Haselnüsse seien in der jüngeren Vergangenheit in überdurchschnittlichem Maße teurer geworden.
"Wir sind es Jahre hindurch gewohnt, dass die Preise steigen", erklärt Walter Heindl, Geschäftsführer der gleichnamigen Confiserie-Kette, mit einem Anflug von Resignation in der Stimme. Heindl hat - auch aufgrund gestiegener Lohnkosten - bereits mit Jahresbeginn die Preise um vier Prozent erhöht. Allerdings seien Preissteigerungen auf dem gleichen Niveau wie bei den Rohstoffen kaum durchführbar, meint Heindl.
Momentan machen den Produzenten vor allem die hohen Kosten für Kakao - als Grundlage für die Schokoladeherstellung - und für Haselnüsse zu schaffen. Heindl weist auf "totale Engpässe" bei manchen Sorten Edelschokolade hin. Aufgrund eines Vulkanausbruchs auf Java, einem wichtigen Kakaoproduzenten, werde dort momentan "so gut wie nichts" geerntet.
Droht Kakao-Notstand?
Rohstoffhändler würden, so Heindl, diese Knappheit ausnutzen und mit den Preisen nach oben gehen. Längerfristig warnen Experten zudem vor einem "Kakao-Notstand" wegen der rasch wachsenden Nachfrage nach Schokolade in Ländern wie China, Indien und Indonesien. Der weltgrößte Schokoladeanbieter Barry Callebaut rechnet laut einem Bericht der "Financial Times Deutschland" damit, dass in etwa fünf bis zehn Jahren die Nachfrage größer als das Angebot sein wird.
Bei Haselnüssen ergibt sich für die Süßwarenindustrie genau das umgekehrte Problem. Die Türkei als weltgrößter Haselnuss-Produzent erntet mehr als verkauft werden kann. Im vergangenen Jahr hat die türkische Regierung auf Drängen der Bauern einen Teil des Überangebots aufgekauft und damit den Preis künstlich hochgehalten.
All dies dürfte laut Wirtschaftskammer Österreich zu höheren Preisen in den Regalen führen. Michael Blass vom Fachverband der Nahrungs- und Genussmittelindustrie erklärte Ende Jänner gegenüber der Austria Presseagentur, dass bei mehreren Unternehmen entsprechende Preisschritte in Vorbereitung seien.
Mehrere Monate Vorlauf
"Wir haben noch nichts in der Schublade, können Erhöhungen aber nicht dezitiert ausschließen", erklärt Michael Baumgärtner, Marketing-Vorstand bei der Firma Manner. Sein für den Einkauf zuständiger Vorstandskollege Hans Peter Andres meint jedoch, dass "diese Zustände" mittelfristig nicht von der Industrie getragen werden könnten. Es deute alles auf Preiserhöhungen hin. Die nötigen Vorlaufzeiten - insbesondere die heiklen Gespräche mit dem Handel - dürften jedoch mehrere Monate in Anspruch nehmen. Deshalb seien, so Andres, im ersten Halbjahr noch keine höheren Preise zu erwarten.