Die Aktienmärkte haben sich erholt - oder sind sie nur in einer Art "Bungee-Reaktion" aus ihren Untiefen kurzzeitig hochgeschreckt? Ein Rückblick auf frühere Nach- Krisen-Börsenjahre.
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Die vergangenen 18 Monate werden in die Geschichte mancher Börsen als schlimmster Crash aller Zeiten eingehen, andere hatten zuvor schon schlimmeres erlebt. Die große Frage ist: Wie geht es weiter?
Wissen kann das niemand genau, denn Aktienmärkte haben ihre eigene Logik. Dennoch glauben Analysten historische Muster identifiziert zu haben, die - zumindest teilweise - auch für die derzeitige Börsenerholung gelten könnten. Laut Recherchen der Allianz hat sich der Index der deutschen Börse (DAX) im Durchschnitt über die vergangenen 40 Jahre in den 12 Monaten nach einem Tiefpunkt mit einem Anstieg von etwa 50 Prozent wieder deutlich erholt.
So geschehen 1967, 1975, 1982, 1993, 2003 und 2009. In all diesen Jahren hat währenddessen in der Realwirtschaft eine Rezession geherrscht, aber der Aktienmarkt hat oft eine positive wirtschaftliche Entwicklung vorweggenommen, in den meisten Fällen um etwa ein halbes Jahr.
Nach dem Platzen der IT-Blase war die Erholung der Börsen 2003 wesentlich deutlicher als in anderen Nach-Krisen-Jahren, dafür gab es zwischendurch immer wieder kleinere Einbrüche. "Eine echte W-förmige Erholung der Wirtschaft ist die Ausnahme zur Regel," so Martin Bruckner, Vorstand der Allianz Investmentbank AG. Damit ist ein erneuter völliger Einbruch nach einer bereits überstandenen Rezession gemeint.
Auf und Ab
Im Großen und Ganzen hat sich auch der DAX jedes Mal nach einer Krise nach oben bewegt, manchmal schneller, manchmal langsamer - bis zum nächsten Crash. Denn solche Einbrüche kommen durch übertriebene Kursanstiege, echte wirtschaftliche Probleme oder politische Wirren immer wieder vor, manchmal reißen sie andere Börsen mit. Für den S&P 500 Index hat die Erste Bank ähnliche "historische Forschungen" angestellt. Der Index wird von der US-Firma Standard & Poor's zusammengestellt, die sich mit der Analyse und Bewertung von Unternehmen beschäftigt. Sie ist eine Tochterfirma des US-Medienkonzerns McGraw-Hill. Der S&P 500, der die größten börsennotierten US-Unternehmen umfasst, zeigt im historischen Vergleich eine ähnliche Tendenz wie der DAX zum stetigen Anstieg nach Abstiegen. 1975 stieg der Index zwischen 30 und 40 Prozent und in den folgenden 12 Monaten um weitere 10 bis 20 Prozent nach einem Absturz von minus 30 Prozent 1974.
Kursabstürze von bis zu minus 30 Prozent im Jahr 2002 wurden durch Anstiege von 20 bis 30 Prozent 2003 und um weitere 10 Prozent im Jahr darauf wieder ausgeglichen. Die historischen Daten zeigen, dass die Volatilität an den Märkten in und um Krisenjahre im vorigen Jahrhundert wesentlich schwächer war als sie in den 2000er-Jahren.
Für die Börsenentwicklung 2010ff könnte dieser Rückblick also bedeuten, dass wir stärkere Auf- und Ab-Bewegungen der Kurse sehen werden, dass aber der Trend tendenziell in den nächsten drei Jahren aufwärts geht und wir dazwischen nicht die Tiefstände vom März 2009 sehen werden. Andererseits könnten wir uns aber auch in einem jener Ausnahmejahre befinden, in denen die Börse zu früh eine Konjunkturerholung vorweggenommen hat. Dann könnte es zu einem neuerlichen Einbruch der Märkte vor der endgültigen Erholung kommen.
Fix ist also nix, um es salopp auszudrücken. Gültig ist einzig und allein der Warnhinweis im Kleingedruckten von Fondsprospekten und anderen börserelevanten Katalogen: "Performance-Ergebnisse der Vergangenheit lassen keine Rückschlüsse auf die zukünftige Entwicklung des Investmentfonds (oder der Aktienkurse, Anm.) zu."