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Und jetzt: Alle sardonisch lächeln!

Von Christina Böck

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Es mag eine Zeit gegeben haben, da war die Maske nur Underground-Comic-Fans bekannt. Die ist vorbei: Seit sich die Hacker-Rebellen von Anonymous und die Anhänger der "Occupy"-Bewegung hinter dem sardonischen Plastiklächeln verbergen, kennt das Antlitz so ziemlich jeder. Kürzlich hat sogar Obamas Leibgrafiker Shepard Fairey sein ikonisches "Hope"-Wahlplakat mit dem Gesicht aktualisiert.

Es stammt aus dem Comic "V for Vendetta" von Alan Moore. Dass die Wahl ausgerechnet auf diese Maske gefallen ist, liegt nahe. Erzählt der Comic doch die Rebellion in einer dystopisch-lethargischen Gesellschaft. Freilich geht es da weniger friedlich zu, da wird nämlich zum Beispiel der Big Ben in die Luft gejagt.

Dass "Occupy" wohl die erste Protestbewegung einer durch und durch popkulturell geprägten Generation ist, zeigt auch, dass ein weiterer Comiczeichner in den letzten Tagen ins Kreuzfeuer geriet. Frank Miller ("Sin City") warf den Demonstranten reichlich hasserfüllt vor, doch nur verwöhnte Bälger zu sein. Die freundlichste Replik war, dass Miller ein seniler alter Sack sei. Weniger Zimperliche machten ihn für ein "kryptofaschistisches Hollywood" verantwortlich.

Da hatte US-Nachwuchspopsternchen Miley Cyrus ja noch Glück. Die hat dieser Tage ihren Song "It’s a Liberty Walk" mit "Occupy"-Nachrichtenbildern unterlegt auf YouTube gestellt. Ein aufmerksamer Poster hat der Jugend-Millionärin verraten: "Du bist übrigens ein Teil von dem einen Prozent, gegen die diese Hippies protestieren." Nicht alle Popkultur ist also an diesem Kriegsschauplatz erwünscht.