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Und jetzt einen Verdauungsschnaps

Von Christina Böck

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Ist das Vanillekipferl schon runtergeschluckt? Gut. Dann geht’s jetzt. In Holland, Metropole der grenzüberschreitenden Fernsehideen (vor einigen Monaten gab es etwa eine Asylwerber-Quizshow), hat kürzlich wieder einmal eine TV-Show für Aufregung gesorgt. Da haben zwei Moderatoren Menschenfleisch gegessen - und zwar das des jeweils anderen. Der eine ließ sich ein Stück Hinterteil schmecken, der andere irgendeine andere schmackhafte Körperregion. Stelze, Hüferl, Kavaliersspitz. Zunge war’s nicht, denn die Herren konnten noch einwandfrei die Antwort geben auf die Frage, die sie in ihrer populärwissenschaftlichen Sendung klären wollten: wie Menschenfleisch schmeckt. "Lecker ist es nicht", war diese Antwort.

Der Aufschrei war groß. Das ist schon etwas spießig, gehört der Kannibalismus doch seit eh und je zu unserer Kulturgeschichte. Nicht erst, seit ein Hannibal Lecter sich lüstern über die Lippen leckte, wenn er an eine ganz bestimmte Leber dachte, die er mit Chianti verzehrt hat.

Schon in der griechischen Mythologie hatte man einander mitunter zum Fressen gern. Zeus konnte ganze schwangere Frauen mit Putz und Stingl vertilgen und keiner hat sich aufgeregt. Und als etwas anderes Verdauungsprodukt schaute dann noch eine ganz passable Tochter, Athene, raus.

Die Holländer freilich hätten sich die Mühe sparen können. Wie Menschenfleisch schmeckt, hätten sie schon lange wissen können. Sie hätten nur einmal den österreichischen Film "Muttertag" sehen müssen. Seither weiß man die Antwort: "Etwas süßlich."