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Über mangelnde gute Ratschläge kann sich das BZÖ dieser Tage nicht beschweren. Deshalb noch einer.
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Wenn auch nur ein Bruchteil aller derjenigen, die sich dieser Tage den Kopf über die Zukunft des BZÖ zerbrechen, die Orangen künftig auch tatsächlich wählt, muss einem um die politische Hinterlassenschaft Jörg Haiders nicht bang sein.
Doch der Medienhype wird wieder verflachen, und das BZÖ wird mit seinen strukturellen Problemen wieder allein dastehen. Weshalb folgendes Szenario für das Jahr 2009 trotz aller offiziellen Dementis gar nicht so unwahrscheinlich ist: Die FPÖ verzichtet im Frühjahr auf eine Kandidatur bei der Landtagswahl in der BZÖ-Hochburg Kärnten, die Orangen im Gegenzug auf ein eigenständiges Antreten in Salzburg, Oberösterreich und Vorarlberg.
Ein solcher Pakt der beiden freiheitlichen Parteien für die Landtagswahlen würde beiden vor allem viel Geld sparen helfen, politisch vertrauensbildend wirken und auf diese Weise den Weg für eine parlamentarische Kooperation in der Opposition ebnen. Zumal damit keinerlei Präjudiz für die weitere Zukunft verbunden wäre, hat doch das BZÖ schon des öfteren auf ein Antreten bei Regionalwahlen verzichtet.
Die Selbständigkeit beider Parteien bliebe vorderhand voll gewahrt, die Gretchenfrage für die weitere bundespolitische Existenz der Haider-Partei würde sich in diesem Fall erst bei den nächsten Nationalratswahlen stellen, im günstigsten Fall also 2013.
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Gut möglich, dass Vorarlberger und Oberösterreicher kommendes Jahr am gleichen Tag zu den Urnen schreiten: Im Ländle ist der 20. September so gut wie fix, in Oberösterreich überlegt man dem Vernehmen nach, die dortigen Wahlen auch auf dieses Datum zu legen, obwohl der Wahlsonntag eigentlich traditioneller Weise in den Oktober fällt. Ein kurzer Wahlkampf gewinnt aber offensichtlich zusehends an Popularität.
Auf neue Wege begibt sich die Vorarlberger FPÖ: Die Freiheitlichen haben sich für den Wahlkampf der Dienste jener Werbeagentur vertraglich versichert, die im Nachbarland Schweiz den rasanten Aufstieg des Rechtspopulisten Christoph Blocher werbetechnisch begleitete. Blochers SVP profiliert sich als polarisierende Anti-Systempartei zum ganz auf Konkordanz ausgerichteten Berner Polit-Establishment.
In Vorarlberg fragt man sich jetzt, ob es die traditionell eher bürgerlich-gemäßigten Ländle-Blauen ähnlich zu Blocher auf einen Hinauswurf aus der Landesregierung anlegen, wo sie trotz der absoluten Mehrheit der Volkspartei gnadenhalber vertreten sind. Es wäre nicht das erste Mal, dass die ÖVP einem renitenten Koalitionspartner den Stuhl vor die Tür setzen: In den 70er Jahren widerfuhr dieses Schicksal der SPÖ, die sich in der Regierung als Opposition profilieren wollte und seitdem zwischen Bodensee und Arlberg unter der Wahrnehmungsschwelle agieren muss. FPÖ-Landeschef Dieter Egger pokert hoch.
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