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Und Pakistans Regierung wusste von nichts?

Von David Ignatius

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Osama bin Laden lebte in Pakistan in fünf Häusern, zeugte vier Kinder und gab seinen drei Frauen Anweisungen an sein Terrornetz - völlig unbehelligt.


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Ich schätze, wenn Angehörige der US-Geheimdienste es nicht schaffen, die Ereignisse rund um die 9/11-Verschwörung zu einem großen Ganzen zu verknüpfen, könnte vielleicht Pakistans Geheimdienst ISI ähnlich inkompetent sein. Ob er gewusst hat, dass sich Osama bin Laden in Abbottabad versteckt hielt, muss die USA eigentlich nicht kümmern. Es ist Angelegenheit der pakistanischen Behörden. In Bezug auf den jahrelangen Aufenthalt des Al-Kaida-Anführers und seines Djihadisten-Netzwerks im Land sind sie einigen Fragen (mit US-Zustimmung) zu lange ausgewichen:

Wie hat Bin Laden in Abbottabad Fuß gefasst? Was wussten Pakistans Behörden über jenes paschtunische Brüderpaar, das alles organisiert haben soll? Ein Reporter der Associated Press fand vergangene Woche deren Haus in Haripur. Laut einem Verwandten des Hausbesitzers nahmen vor zwei Monaten ISI-Agenten alle Unterlagen über das Haus und seine Bewohner mit.

Welche Rolle spielte Brigadier Ijaz Shah? Laut Aussagen des ehemaligen ISI-Chefs Ziauddin Butt organisierte er 2005 Bin Ladens Umzug nach Abbottabad. Damals leitete Shah, ein pensionierter ISI-Beamter, für seinen Mentor, Präsident Pervez Musharraf, einen anderen Geheimdienst, das Intelligence Bureau. Im Februar tauchte sein Name auf, als angebliches ausführendes Organ von Ahmed Omar Saeed Sheikh bei der Entführung des US-Journalisten Daniel Pearl, der vom Al-Kaida-Chefstrategen Khalid Sheik Mohammed geköpft wurde. Einige Pakistani behaupten, Sheikh sei Mitglied der djihadistischen Organisation Harkat ul-Mujaheddin gewesen, die enge Beziehungen zu Shah und dem ISI unterhielt.

Und wo versteckte sich der berühmt-berüchtigte Khalid Sheik Mohammed, als man ihn im März 2003 gefangen nahm? In einem Versteck in Rawalpindi, das mit einem Mitglied der ältesten islamistischen Partei Pakistans, der Jamaat-e-Islami, in Verbindung gebracht wird. Laut pakistanischen Analysten unterhält diese ebenfalls seit langem heimliche Beziehungen zum ISI und zum Militär.

Was ist mit dem Al-Kaida-Agenten Abu Zubaida, der im März 2002 in Faisalabad gefangen genommen wurde? Sein Unterschlupf gehörte der militanten kashmirischen Gruppierung Lashkar-i-Taiba, die angeblich ebenfalls enge Beziehungen zum ISI hat.

Was ist mit dem Pakistan-Aufenthalt des tansanischen Al-Kaida-Agenten Ahmed Khalfan Ghailani, der an den Bombenanschlägen auf US-Botschaften in Afrika 1998 beteiligt war? Er wurde im Juli 2004 in Gujrat, weit weg von den Stammesgebieten, gefangen genommen. Wie war er dort hingekommen?

Und was ist mit Ramzi Binalshibh, einem Unterstützer der 9/11-Attacken, der im September 2002 in Karachi gefangen genommen wurde? Wie hatte er es geschafft, unbemerkt in die Handelsmetropole Pakistans zu gelangen?

Die Antworten auf diese Fragen werfen vielleicht ein positives Licht auf den ISI als hilfreicher CIA-Informant. Oder aber sie ergeben ein negativeres Bild über Vertuschung und Komplizentum. So oder so ist es höchste Zeit für ein paar Antworten.

Originalfassung "From Pakistan, answers needed"