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Und Strache sagt Abrakadabra

Von Walter Hämmerle

Politik
Am Donnerstag zieht die FPÖ ihren Präsidentschaftskandidaten aus dem Hut.
© Fotomontage

FPÖ lüftet am Donnerstag das Geheimnis um ihren Hofburg-Kandidaten.


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Wien. Über Wochen hat die FPÖ die interessierte Öffentlichkeit mit ihrer Entscheidung über eine Kandidatur zur Bundespräsidentenwahl im Ungefähren gelassen. Der Wiener Boulevard hat sich dabei mit bemerkenswerter Leidenschaft an der Rätselraterei beteiligt. Ursula Stenzel, die im Vorfeld der Wiener Landtagwahl von der ÖVP zur FPÖ wechselte, lächelte diesbezüglich mehr als nur einmal von den einschlägigen Titelseiten.

Medien spielten beim Kandidatenraten munter mit

Am Donnerstag, hat es mit der munteren Spekuliererei endlich ein Ende: FPÖ-Obmann Heinz-Christian Strache tritt vor die Öffentlichkeit und enthüllt das wohlgehütete Geheimnis des freiheitlichen Kandidaten, der natürlich auch eine freiheitliche Kandidatin sein könnte. Theoretisch zumindest. Denn obwohl Stenzel (70) noch bis zuletzt als heiße Favoritin und praktisch fix kolportiert wurde, wird wohl ein anderer die Bürde einer blauen Kandidatur für den ersten Wahlgang am 24. April auf seine Schultern laden. Schon die Gerüchte über eine mögliche Kandidatur der ehemaligen ÖVP-Politikerin hatten via Social Media zu hitzigen Debatten geführt. Nicht ausgeschlossen, dass auch dies eine Rolle gespielt hat.

Wer nun aber tatsächlich für die FPÖ antritt, darüber hüllte sich die Partei auch am Mittwoch noch in ein eisernes Schweigen. Entsprechend blühten die Spekulationen. Zum aussichtsreichsten Anwärter für diesen Job rückte damit wieder Norbert Hofer auf, auch wenn der Dritte Nationalratspräsident aufgrund gesundheitlicher Probleme eigentlich schon abgewunken hatte. Der 44-jährige Burgenländer, der zu denjenigen Politikern aus den Reihen der FPÖ gehört, die über Parteigrenzen hinweg Anerkennung finden, leidet immer noch an den Spätfolgen eines Flugsportunfalls aus dem Jahr 2003. Seine Lust, sich die Strapazen eines bundesweiten Wahlkampfs anzutun, waren deshalb von Anfang an bescheiden. Mitunter kann es aber eben passieren, dass Politiker müssen. Hofer wäre im Fall des Falles so ein Fall. Erleichternd käme allerdings hinzu, dass man einen Bundespräsidentschaftswahlkampf auch vorwiegend über die Medien führen kann. Die Ochsentour quer durchs Land und retour samt zahllosen Kirtagen könnte man sich so ersparen.

Das gilt umso mehr für eine Kandidatur, bei der ein Sieg gar nicht so sehr Sinn der Sache wäre. Hofer wäre nämlich zweifellos ein respektabler Kandidat der FPÖ, ob er allerdings ähnlich stark das freiheitliche Wählerpotenzial für den 24. April mobilisieren könnte, wie dies Strache gelingt, ist zu bezweifeln. Obwohl die FPÖ gegenwärtig in den Umfragen als stimmenstärkste Partei gehandelt wird, hätte Hofer von daher wohl allenfalls Außenseiterchancen auf das Erreichen einer (angesichts von mindestens fünf seriösen Kandidaten sehr wahrscheinlichen) Stichwahl am 22. Mai. Mit seiner ruhigen Art würde Hofer seine Partei allerdings wieder ein wenig in die politische Mitte rücken - und sich selbst als Ministerkandidaten profilieren.

Rennen um Hofburg ist völlig offen

Wobei: Mit Prognosen sollte man sich bei dieser Wahl und zumal zum jetzigen Stadium eigentlich zurückhalten. Von den bisher feststehenden Kandidaten - Rudolf Hundstorfer (SPÖ), Andreas Khol (ÖVP), Alexander Van der Bellen (Grüne) und Irmgard Griss (unabhängig, aber von den Neos unterstützt) - kann sich keiner sicher sein, die Stichwahl fix zu erreichen. Das ist, man muss es so sagen, für Österreich ein historisches Novum; bisher galt es nämlich als ausgemacht, dass entweder der rote und sonst eben der schwarze Kandidat das Rennen macht. Dieses Mal könnte es sogar passieren, dass beide Regierungskandidaten noch vor der Stichwahl scheitern.

Doch zurück zu FPÖ: Im munteren Namedropping-Spiel wurden neben Hofer durchaus auch noch andere Namen genannt. Peter Fichtenbauer etwa. Der ehemalige Rechtsanwalt und nunmehrige Volksanwalt genießt wie Hofer parteiübergreifende Respekt, zum Stimmenmagnet taugt aber auch er nicht wirklich. Johann Gudenus, seit der Wahl der erste freiheitliche Vizebürgermeister Wiens, dürfte eher keine Wahl sein. Ob das auch für Harald Stefan gilt, der im Zivilberuf Notar ist und ein enger Vertrauter von Parteiobmann Strache sein soll, wird sich heute zeigen.