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Und täglich grüßt das Murmeltier - Nichts Neues über die Natur der FPÖ

Von Walter Hämmerle

Analysen

Eigentlich würde man vermuten, dass eine Regierung, auf die das Land hundert Tage warten musste und die noch keine drei Wochen im Amt ist, eine nach Neuigkeiten dürstende Öffentlichkeit mit einer Lawine an neuen Ideen zudecken würde. Fehlanzeige. SPÖ und ÖVP sind im Wesentlichen noch immer nicht über Studiengebühren und Eurofighter hinausgekommen.


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Stattdessen werden seit Tagen die politischen Jugendjahre von FPÖ-Obmann Heinz-Christian Strache mit Leidenschaft diskutiert. Wer glaubt, es mit einem Déjà vu zu tun zu haben, irrt nicht: Die Frage nach der politischen Natur der FPÖ und ihrer führenden Repräsentanten treibt die Öffentlichkeit mindestens seit der Machtübernahme Jörg Haiders um - und die ist auch schon wieder mehr als zwanzig Jahre her.

Viel Neues dürfte auch die aktuelle Debatte nicht zu Tage fördern. Die politische Sozialisation Straches im Umfeld von NDP-Gründer Norbert Burger ist seit seinem Aufstieg jedem Interessierten bekannt. Und auch die Umgangsformen und Freizeitaktivitäten im deutschnationalen Burschenschafter-Milieu können heute niemanden mehr wirklich überraschen. Das alles wurde von den Medien ausführlichst dargelegt.

Das Verhältnis zwischen Freiheitlichen und Massenmedien war dabei durchaus nicht frei von wechselseitigem Nutzen: Die FPÖ wusste sich mit ihrer Leidenschaft, gegen eine mitunter seltsam anmutende Political correctness anzukämpfen, mit einem gar nicht so kleinen Teil der Bevölkerung einig. Und die Medien steigerten mit einer mitunter marktschreierischen Empörung ihre Auflagenzahlen. So wars beim Haider, so versucht man es jetzt beim jugendlichen Abziehbild.

Wie sehr auch Strache das Wechselspiel von Verteidigung und Angriff beherrscht, machte sein Auftritt am Montag deutlich. Dabei stilisierte er sich selbst zum Opfer, dem Neider von innen wie außen den Erfolg beim Wählervolk nicht gönnen. Fast jeder bekam sein Fett ab: Schwarze, Grüne, Orange, gewaltbereite Linke, Kommunisten sowieso, die Medien nicht zu vergessen, und selbst die innerparteiliche Opposition rund um Ewald Stadler ließ Strache nicht aus - nur die SPÖ blieb ausgespart.

Bemerkenswert auch, wovon sich Strache nicht distanzierte: Die deutschnationalen Burschenschafter sind nach wie vor das zentrale Personalreservoir, aus dem die FPÖ ihr Führungspersonal rekrutiert. Anders als Haider gegen Ende der 90er Jahre kann und will die FPÖ-Neu auf dieses Sub-Milieu nicht verzichten. Umso mehr überrascht, dass viel dafür spricht, dass die öffentlich lancierten Fotos genau aus dieser Richtung zu stammen scheinen.

Tatsächlich liegt hierin wohl die größte Gefahr für den weiteren Aufstieg des FPÖ-Chefs. Nämlich dann, wenn diese Quelle die Medien weiter regelmäßig mit neuen Infos über die "Jugendsünden" Straches versorgt. Bleibt das aus, werden die Medien spätestens kommende Woche einen neuen Aufreger gefunden haben. Hoffentlich ist der dann wirklich neu.