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Wie ist es, der "ewige Zweite" zu sein? Zu jenen, die diese Frage genau beantworten könnten, zählt zweifellos der Norweger Henrik Kristoffersen. 18 Weltcuprennen hat der 23-Jährige seit Saisonstart bestritten und dabei zehn Mal den zweiten Platz belegt. Diese Performance schlägt sich auch in der Disziplinenwertung nieder, wo Kristoffersen im Riesentorlauf und im Slalom bereits vorzeitig als zweitbester Saison-Skifahrer feststeht. Dass es bei Olympia in Südkorea im Riesentorlauf nur für eine Silbermedaille gereicht hat, rundet das Bild des glücklosen Verfolgers, der stets von Super-Star Marcel Hirscher überflügelt wird, eindrücklich ab.
Auch wenn an dieser Sichtweise viel Wahres dran ist, so ist doch allzu viel Mitleid unangebracht. Erstens hätte es ja Kristoffersen während der einen oder anderen Schwächephase Hirschers - in Levi, Val d’Isère, Oslo, Stockholm - durchaus in der Hand gehabt, durch noch bessere Ergebnisse zusätzliche wertvolle Punkte zu generieren. Und zweitens ist er bei Gott nicht der erste Athlet im Skizirkus, dem das Schicksal die unrühmliche Rolle des "ewigen Zeiten" zugedacht hätte. Man denke nur an die ÖSV-Rennläufer Leonhard Stock, Hubert Strolz oder Mario Scheiber, die sich in ihren Karrieren über lange Zeit mit zweiten Plätzen zufrieden geben mussten. Dass das nicht so bleiben muss, zeigt wiederum das Beispiel von Stephan Eberharter: Er räumte nach dem Ausscheiden von Hermann Maier 2001 nicht nur eine Kristallkugel nach der anderen ab, sondern holte auch in Salt Lake City im Riesenslalom Olympia-Gold.
Gut möglich, dass Kristoffersens Zeit also erst kommt. Mit seinen 23 Jahren hat er für die Ära nach Hirscher jedenfalls gute Karten. Der beste Skifahrer aller Zeiten wird er aber wohl nicht mehr. Aber vielleicht der Zweitbeste?