Bester Juni aller Zeiten für Pkw. | Lkw-Markt sackte fast 30 Prozent ab. | Wien. Die Schrottprämie hat bestens funktioniert: Noch nie wurden in Österreich in einem Juni so viele Neuwagen zugelassen wie heuer. Mit 36.090 Stück wurde sogar das vorjährige Juni-Hoch - bedingt durch Vorziehkäufe und Tageszulassungen wegen der ab Juli neuen 2008 Bonus-/Malus-Regelung bei der NoVA - um 4,0 Prozent übertroffen. Damit fiel auch die Halbjahresbilanz des Pkw-Markts respektabel aus: Mit 166.016 Pkw-Neuzulassungen liegt der Automarkt nur um 1,6 Prozent hinter dem Vorjahr zurück.
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Seit zwei Tagen allerdings ist die auf 30.000 Stück limitierte Ökoprämie ausgeschöpft - und die Branche blickt angesichts des wegen der Kreditklemme schon im ersten Halbjahr schwachen Firmenkundenmarkts eher bange in die Zukunft. Am Ziel, heuer insgesamt 280.000 bis 285.000 Autos zu verkaufen, wird vorerst aber noch festgehalten.
Das stärkste Wachstum im turbulent verlaufenen ersten Halbjahr meldeten erneut die von Porsche Austria vertriebenen Marken des VW-Konzerns, die ihre Auslieferungen um 8,6 Prozent steigern konnten und damit auch den Marktanteil um 3 Prozentpunkte auf 31,8 Prozent erhöhten. Insgesamt legten vor allem Kleinwagen stark zu. Wachstumssieger war der Seat Ibiza, der im ersten Halbjahr um fast 50 Prozent zulegen konnte und im Juni sogar auf Rang zwei in der Liste der Meistgekauften hinter dem ewigen Bestseller VW Golf kletterte.
Zeitweilig waren bis zu 30 Prozent aller Neuzulassungen seit April durch die Ökoprämie induziert, nach zuvor fünf Monaten in Folge mit stark rückläufigen Verkaufszahlen gab es im April Mai und Juni wieder Zuwachsraten. Ohne die Maßnahme wären im ersten Halbjahr um gut zehn Prozent weniger Autos verkauft worden als 2008, schätzt die Branche - und forderte daher am Donnerstag bei der Präsentation der Halbjahrestatistik in Wien erneut eine Ausweitung um noch einmal 10.000 bis 15.000 Fahrzeuge.
Der Fiskus verdient
Nach Rechnung der Autobranche profitiert der Finanzminister sogar von der Ökoprämie: Von einem durchschnittlichen Verkaufspreis von 18.840 Euro werden 4100 Euro an Steuern gezahlt. Nur 750 Euro davon habe der Fiskus bisher als Verschrottungsprämie zurückgeben müssen.
"Durch die Prämie hat in Österreich ein Markteinbruch verhindert werden können, wie er in Ländern wie Spanien oder Großbritannien passiert ist", sagte Ingo Natmessnig, Sprecher des Verbandes der Automobilimporteure. Sollte durch das Aus für die Prämie ein Einbruch bei den Verkäufen erfolgen, "werden wir im Spätsommer vor der Türe des Ministers stehen und Gespräche einfordern".
Die Autoimporteure ließen die Bereitschaft durchblicken, wie bisher die Hälfte der Aktion mitzufinanzieren. Einige Händler - darunter Marktführer Porsche Austria - garantieren die Prämie noch für Bestellungen in den nächsten Tagen: "Wer bis Freitagabend unterschreibt, bekommt noch die vollen 1500 Euro", sagte etwa Opel-Sprecher Josef Ulrich.
Gustav Oberwallner, Obmann des Bundesgremiums des Fahrzeughandels, hob die Umweltvorteile der Maßnahme hervor. Nach Rechnung der Wirtschaftskammer bringen die emissionsarmen 30.000 neuen Autos eine CO2-Ersparnis von 110.000 Tonnen pro Jahr. Auch Oberwallner verlangte eine temporäre Verlängerung bzw. Erhöhung der Ökoprämie - im Vergleich mit den in Deutschland ausgeschütteten Geldern - dort stehen nach Erweiterung der Aktion insgesamt 5 Mrd. Euro zur Verfügung - seien die Österreicher ohnehin bisher "stiefmütterlich" behandelt worden.
Erschreckend schwach fielen die Verkäufe neuer Lastkraftwagen aus. Im ersten Halbjahr wurden nur noch 21.071 Lkw verkauft, um fast 30 Prozent weniger als im ersten Halbjahr 2008. Oberwallner forderte daher eine rasche Reform der Lkw-Besteuerung. Bei den motorisierten Zweirädern fiel der Rückgang mit minus 4,7 Prozent weniger schlimm aus.
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