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Bildungsstadtrat Christian Oxonitsch (SPÖ) verspricht 3000 neue Kindergartenplätze pro Jahr, ohne zu wissen, wie viele Pädagogen dafür ausgebildet und somit zu Verfügung stehen werden.
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Wien. Die Suche nach einem Krippenplatz im Kindergarten für den null- bis dreijährigen Sprössling ist einer jener Momente, bei dem der Wiener den starken Bevölkerungszuwachs der Stadt sehr deutlich zu spüren bekommt. Zumeist können sich Eltern dabei auf Wartezeiten gefasst machen. Vor allem, wenn es der Wunschkindergarten sein soll. Denn die Versorgungsquote in dieser Altersgruppe liegt derzeit bei etwa 40 Prozent. Auch wenn man vonseiten des zuständigen Bildungsstadtrates immer wieder betont, dass damit die EU-Vorgabe - das sogenannte Barcelona-Ziel von 33 Prozent - überschritten wird, weiß man auch, dass diese 40 Prozent noch lange nicht ausreichend sind.
Um diese Quote zu erhöhen, wurde nun das jährliche Budget für Kindergärten auf 700 Millionen Euro aufgestockt. Zudem versprach Bildungsstadtrat Christian Oxonitsch (SPÖ) vor kurzem 3000 neue Plätze pro Jahr. Ob dafür aber auch genügend Pädagogen zu Verfügung stehen werden, ist unklar. Auf Nachfrage der "Wiener Zeitung" konnten von der zuständigen Magistratsabteilung 10 (MA 10) nur die Zahlen der städtischen Bildungsanstalt für Kindergartenpädagogik (Bakip) im 21. Bezirk und des Kollegs genannt werden. Demnach gab es in diesen Einrichtungen - so wie im Jahr zuvor - 186 Personen, die 2013/14 den Lehrgang abgeschlossen haben.
Wie viele es in den fünf anderen Wiener Lehranstalten sind, wusste man allerdings nicht. Viel mehr konnte man nicht einmal sagen, von wem die fünf anderen Pädagogikschulen betrieben werden. "Das muss ich jetzt googeln", hieß es dazu. Das half aber auch nicht weiter. Es erfolgte der Verweis an das Büro des Bildungsstadtrates.
"Keine Ahnung wie viel,aber es geht sich aus"
Auch dort konnte man zu diesen Fragen keine Auskunft geben. Die Zahlen, wie viele Pädagogen in Ausbildung stehen, sind also offenbar nicht bekannt. "Ich habe keine Zahlen zu den anderen Bakips", sagt Michaela Zlamal, Sprecherin des Bildungsstadtrates. "Das müssen Sie bei den privaten Kindergartenträgern selber recherchieren."
Auf die Frage, auf welcher Grundlage man dann behaupten könne, dass 3000 Kindergartenplätze jährlich geschaffen werden, wenn man nicht einmal weiß, wie viele Pädagogen in allen Schulen ausgebildet werden, antwortete sie: "Ich müsste jetzt alle Bakip durchtelefonieren und fragen, wie viele bei Ihnen anfangen. Ich weiß nicht wie viele es sind, aber es geht sich aus." Schätzungen hat Zlamal auch keine parat. "Das wäre unseriös", sagt sie.
Ebenso keine Auskunft gab es zu der Frage, wie viele Pädagogen nötig wären, um den Bedarf bei den Null- bis Dreijährigen zu decken. Man wisse noch nicht einmal, wie viele Pädagogen derzeit überhaupt im Kindergartenbereich arbeiten. Und der Schlüssel wie viele Kinder auf einen Pädagogen kommen würden, sei zu kompliziert zu erklären. Man könne aber garantieren, dass das Interesse für den Ausbildungsstart im Herbst 2014 sehr hoch war. Den Infotag besuchten 1500 Personen. 642 Personen haben sich zur Eignungsprüfung angemeldet. Die städtische Bakip wurde zudem um zwei Klassen aufgestockt.
Katholisch,muslimisch, staatlich
Wer die fünf anderen Bakip betreibt, wusste man aber genauso wenig wie in der MA 10. "Ich glaube es gibt katholische und evangelische Träger. Und eine Bundes-Bakip gibt es auch."
Ein kurzer Rundruf der "Wiener Zeitung" bei den anderen fünf Bildungsträgern konnte Licht ins politische Dunkel bringen. Neben der städtischen Bakip 21 gibt es zwei katholische Einrichtungen im 7. und 19. Bezirk, zwei staatliche Einrichtungen im 8. und 10. Bezirk sowie eine muslimische Einrichtung im 12. Bezirk.
Auch die Anzahl der Abschlüsse im Jahr 2013/14 konnte mit einer Ausnahme eruiert werden. In der Bakip 10 gab es 105 Absolventen, in der Bakip 7 66 Absolventen und in der Bakip 19 54 Absolventen. In der neu gegründeten Bakip 12 werden die ersten Absolventen 2016 fertig sein. Derzeit sind 42 Studierende in Ausbildung. In der Bakip 8 wollte man die Zahlen aus Datenschutzgründen nicht weitergeben.