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Viel zu sagen hat der Mann nicht. Gerade ein paar Minuten dauern meist die Ansprachen von Fernando Poe jr. an jene, die ihn an diesem Monag zum philippinischen Präsidenten wählen sollen. "Helft Ihr mir, dann helfe ich Euch", ist eine seiner Lieblingsbotschaften, bevor der 64-jährige Filmstar ein Liedchen für die Massen anstimmt.
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Der Kontrast zwischen dem Schauspieler und der amtierenden Staatspräsidentin Gloria Macapagal Arroyo, Ökonomin mit US-Ausbildung, könnte kaum größer sein. Doch ist der Schulabbrecher, den alle nur "FPJ" nennen, besonders bei den ärmeren Schichten höchst populär. Zwar führt Arroyo nach Umfragen in der Wählergunst, aber "FPJ" ist ihr sehr dicht auf den Fersen.
Viele kreiden der Präsidentin an, zu wenig für die Armen getan zu haben. Seit sie das höchste Staatsamt von dem Ex-Schauspieler Joseph Estrada übernahm, der im Jänner 2001 nach einem vom Militär unterstützten Volksaufstand zurücktreten musste, habe es nur immer nur Versprechen gegeben, heißt es.
Dabei müsste den Filipinos das jüngste Erlebnis mit einem Schauspieler an der Staatsspitze noch gut in Erinnerung sein. Auch Estrada war ein Kinoheld, bevor er sich politisch zum Robin Hood der Entrechteten aufschwang und im Mai 1998 mit haushoher Mehrheit gewählt wurde. Zweieinhalb Jahre später lasteten millionenschwere Korruptionsvorwürfe auf ihm, ausländische Investoren hatten längst entnervt die Koffer gepackt, der Aktienmarkt und die Landeswährung Peso dümpelten im Keller. Immerhin hatte Estrada vor seiner Präsidentschaft noch Erfahrungen in anderen politischen Ämtern sammeln können. Doch selbst die fehlt "FPJ" völlig, der dafür aber den philippinischen Kinofans bestens bekannt ist.
Zwar hat Arroyo nach dem Chaos der Estrada-Jahre wieder relative Ruhe in das Land der 7.000 Inseln und es aus den Schlagzeilen gebracht. Die Hoffnungen der Armen und weniger Reichen erfüllte sie indes nicht. Die Korruption in so gut wie allen Winkeln der Gesellschaft ist virulent, und noch immer hält ein Zehntel der Bevölkerung 90% des Vermögens in Händen, wird die einstige Kolonie Spaniens und der USA de facto von einem Dutzend politischer Familien beherrscht. Jeder Dritte der rund 82 Millionen Philipinos lebt unterdessen unterhalb der offiziellen Armutsgrenze.
Noch immer sind die Philippinen kaum bevorzugtes Ziel ausländischer Investoren. Nicht allein, dass das Damoklesschwert des islamistischen Terrors stetig über dem Land schwebt. "Es wäre wichtig, die Infrastruktur zu verbessern", sagt Jean-Pierre Verbiest, Ökonom der Asiatischen Entwicklungsbank (ABD). Dazu mangle es vielerorts an Gesetzen, die ausländischen Anlegern Vertrauen geben. "Wenn Sie Millionen Dollar zu investieren hätten, würden Sie die in die Philippinen stecken? Ich nicht", sagt er.
Selbst Poes Berater scheinen inzwischen arge Bedenken über die Amtsfähigkeit ihres Klienten zu hegen. Einige seiner Ratgeber sähen es als "höchst zweifelhaft an, dass er die Probleme des Landes in den Griff bekommen kann", schreibt die Zeitung "Straits Times" (Singapur). "FPJs" Anhänger fechten das gar nicht an. Sie halten ihn einfach für einen anständigen und aufrichtigen Kerl - wie damals Joseph Estrada. dpa
Parlamentswahl
Neben der Staatsspitze werden auch die 204 Mandate des Abgeordnetenhauses sowie ein Drittel der 24 Senatssitze neu bestimmt. Arroyos Bündis aus Demokraten, Liberalen und NPC hielt dort bisher eine bequeme Mehrheit.