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Understatement im Doppelpack

Von Francesco Campagner

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Es war wieder einmal ein spannendes Wochenende vor dem Bildschirm. Das Schicksal der österreichischen Nationalmannschaft auf der einen sowie jenes der FPÖ-Parteivorsitzenden und indirekt der heimischen Regierung auf der anderen Seite hielten die Fernsehkonsumenten in Atem. Während sich am Samstag die rot-weiß-roten Kicker mit solidem Understatement Moldawiens entledigten, tröpfelte via Teletext und Nachrichtensendungen langsam die unaufhaltsame Kunde zu den Österreichern, dass die FP-Rücktrittswelle naht. Am Sonntagabend war es dann soweit. Kryptische Aussagen bewegten die ORF-Mannschaft zum logischen Programmwechsel und zu einer Sondersendung ab 20.15 Uhr in ORF 2. Doch wer sich neue Berichte erwartet hatte, wurde enttäuscht. Ziemlich unverändert wurden jene Beiträge gesendet, die bereits in der "Zeit im Bild" um 19.30 Uhr am Programm gestanden waren. Und die von persönlichen Eitelkeiten geprägte Diskussionsrunde von Journalisten und einem Meinungsforscher wirkte an diesem Abend auch nicht wirklich passend. Wer schon einmal erleben durfte, wie CNN die Zeit zwischen mit Spannung erwarteten Presseerklärungen nutzt, und Interviews, Umfragen sowie Kommentare am laufenden Band sendet, konnte mit der ORF-Krisenbewältigung an diesem Sonntag nicht zufrieden sein. So überraschend kam der Tag der Entscheidung in der FPÖ schließlich nicht. Doch vielleicht war es für die ORF-Mannschaft ähnlich wie für das heimische Fußball-Team: Nur keine Eigentore - und ja nicht übermütig werden.