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Unerwartet starkes Wachstum

Von WZ-Korrespondent Wolfgang Tucek

Wirtschaft

Österreich könnte Plus von 2,7 Prozent erreichen. | Deutschland bleibt Wachstumsmotor. | Brüssel. Das Wirtschaftswachstum im ersten Quartal 2011 hat alle Erwartungen übertroffen. Die EU-Kommission nivellierte in ihrem Frühjahresausblick vom Freitag auch die Konjunkturprognosen für das gesamte Jahr deutlich nach oben. Eurozone und EU sollen heuer um 1,6 und 1,8 Prozent wachsen und damit um 0,1 Prozentpunkte mehr als noch im Herbst angenommen.


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Gegenüber dem ersten Quartal 2010 vermeldete Eurostat für beide ein Plus von 2,5 Prozent. Besonders erfreulich sind die Zahlen für Deutschland und Österreich, deren Wirtschaft laut Wifo im Jahresabstand um 5,2 und 4,2 Prozent gewachsen ist. Heuer könnten sie drei und 2,7 Prozent Wachstum erreichen. Das größte Nicht-Euroland Polen glänzt mit einer Prognose von plus vier Prozent.

Wirtschaftskommissar Olli Rehn sprach von einer "guten Nachricht für die Realwirtschaft". Gleichzeitig warnte er vor Abwärtsrisiken. Vor allem bleibe die Schuldenkrise in einigen Euroländern ein "Schlüsselproblem". Der Finanzsektor sei für Störungen weiterhin anfällig. Griechenland ermahnte er zu weiteren Reformen und einem Schulterschluss der politischen Kräfte im Land. Immerhin seien die neuesten Wachstumszahlen für das erste Quartal 2011 "überraschend ermutigend": 0,8 Prozent plus bescheinigte Eurostat den Griechen gegenüber der von der Kommission erwarteten 0,1 Prozent im Quartalsabstand. Für das Gesamtjahr drohen freilich weiterhin mehr als drei Prozent Rezession. Aus dieser waren die Portugiesen auch im ersten Quartal nicht herausgekommen. Zudem berge die explosive Lage in Nahost und Nordafrika erhebliche Risiken.

Inlandsnachfrage in Österreich steigt

Die glänzenden Werte für Österreich und Deutschland ergeben sich durch die Diskrepanz der Daten von Kommission und Eurostat: Statt der erwarteten 0,4 Prozent wuchs die österreichische Wirtschaft im ersten Quartal laut Eurostat um ein Prozent gegenüber dem Vorquartal. Die von der Kommission ohnehin bereits auf 2,4 Prozent erhöhte Konjunkturprognose (statt 1,7 im Herbst) könne daher wohl auf 2,7 Prozent hinaufnivelliert werden, erklärte ein Kommissionsexperte der "Wiener Zeitung". Hintergrund sei die steigende Inlandsnachfrage und der "Wettereffekt" - die Bauwirtschaft habe wegen des warmen Frühlings überdurchschnittliche Umsätze erzielen können. Trotz möglicher gegenläufiger Pendeleffekte sei über die Jahresfrist ein zusätzliches Plus von 0,3 Prozentpunkten realistisch. Ganz ähnlich in Deutschland: Statt 0,9 Prozent ist die Wirtschaft im Quartalsabstand um 1,5 Prozent gestiegen. Das bedeute für die heurige Jahresprognose einen Zielwert von drei Prozent Wachstum statt den in der Kommissionprognose vermerkten 2,6 Prozent (2,2 im Herbst). Ein Wermutstropfen bleibt die ebenfalls gestiegene Inflation. Für heuer werden für EU und Eurozone drei und 2,6 Prozent erwartet, für Österreich 2,9 Prozent.