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Bis zu 600.000 Österreicher sollen nicht lesen können. | Ministerium sieht Zahl "unbewiesen". | Wien. Zum heutigen Welt-Alphabetisierungstag warnte die in Wien ansässige Österreichische Unesco-Kommission (ÖUK) am Mittwoch vor der Problematik des Analphabetismus in Österreich. Nach Schätzungen der Unesco gibt es weltweit rund 860 Millionen Analphabeten, 300.000 davon in Österreich. Die ÖUK geht von 600.000 österreichischen Analphabeten aus.
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"Wir fordern schon seit Jahren die Erstellung einer Studie", so ÖUK-Generalsekretärin Gabriele Eschig. Diese solle die Ursachen für mangelnde Alphabetisierung offenlegen und zu ihrer Enttabuisierung beitragen. Laut Pisa-Studie hätten fünf Prozent der Schulabgänger Probleme beim Lesen und Schreiben und seien damit von Langzeitarbeitslosigkeit bedroht.
Hans Marte, Präsident der ÖUK, ortet außerdem volkswirtschaftliche Probleme. Er warnt vor einem europaweiten Anstieg des Analphabetismus. Die ÖUK fordert daher unter anderem breitere Öffentlichkeitsarbeit wie etwa Werbespots zum Thema.
Die Gründe für mangelnde Schreib- und Lesekenntnisse seien vielfältig, erklärt Christine Schubert vom Projekt "Basisbildung in Niederösterreich". Ein überfordertes Schulsystem spiele oft mit einem schwierigen sozialen Umfeld zusammen. So kämen etwa viele der rund 100 Teilnehmer ihrer Kurse aus der Landwirtschaft, wo Bildung nie eine Rolle gespielt habe.
Kritik aus Ministerium
Kritik an der ÖUK übt das Bildungsministerium: Es sei höchst unseriös, "unbewiesene Zahlen über Analphabeten in die Welt zu setzen", hieß es. Man werde sich nicht unter Druck setzen lassen, zur Alphabetisierung dienende Mittel künftig für eine Studie auszugeben. Jährlich stünden rund zwei Millionen Euro für die Alphabetisierung zur Verfügung.