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Unfair oder nicht: Für Politiker gelten eigene Regeln

Von Wolfgang Zaunbauer

Analysen

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Darf ein Tiroler Landeshauptmann jagen gehen? Natürlich, auch wenn in den vergangenen Wochen medial wenig unterschieden wurde zwischen Pirsch und Korruption. Auch einem hohen politischen Repräsentanten steht ein Hobby zu. Wenn es die Jagd sein soll, bitte - auch wenn er sich die Tierschützer damit nicht zum Freund und Wähler machen dürfte.

Darf sich ein Tiroler Landeshauptmann von Freunden, Geschäftsleuten oder Lokalpolitikern auf einen Abschuss einladen lassen? Natürlich nicht. Das heißt: rein gesetzlich natürlich schon, aber halt moralisch nicht. Dass sich Platter in einem Fall damit rechtfertigt, dass es sich bei dem spendablen Jagdherrn um einen alten Freund aus Jugendtagen handelt, macht genau das Problem vieler (ÖVP-)Politiker deutlich: Sie kapieren nicht, dass man als Politiker nicht alles darf, was man eigentlich dürfte. Es fehlt ihnen das Gespür dafür, dass für sie andere moralische Regeln gelten als für andere. Diesbezüglich hat Ex-ÖVP-Chef Erhard Busek völlig recht, wenn er sagt, dass man als Politiker auch sein Verhalten Freunden gegenüber ändern muss.

Und gerade bei der Jagd muss ein Politiker besonders aufpassen. Dabei geht es vielen nämlich weniger ums Hobby, als vielmehr darum, nützliche Kontakte zu knüpfen. Nicht umsonst strömen gerade junge Schwarze mit Ambitionen scharenweise in Jagdkurse. Die Freude am Waidmannsdasein ist dabei wohl nur ein Teilaspekt.

Letztlich - und das sollte der von ÖVP-Chef Michael Spindelegger geplante Verhaltenskodex nicht vergessen - geht es darum, nicht einmal den Anschein entstehen zu lassen, dass etwas faul sein könnte. Da kann man noch so behaupten, dass es nur ums Jagern geht. Wer weiß schon, was so alles auf einem Hochsitz gemauschelt wird. Also lieber ein transparenteres Hobby wählen.

Und nicht zuletzt geht es bei einer Jagdeinladung auch um enorme Werte. Wieso sollte man annehmen, dass jemand einem Politiker einen Abschuss im Wert von einigen tausend Euro spendiert, ohne sich eine Gegenleistung zu erwarten? Außerdem: Ein Landeshauptmann verdient 16.320 Euro im Monat und das vierzehn Mal im Jahr. Da kann man eigentlich schon erwarten, dass er sich seinen Hirsch selber bezahlt.