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Kritik an Spaniens König wegen Luxusreise in der Schuldenkrise.
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Madrid. Der Jagdunfall des Königs Juan Carlos I. bewegt die spanische Innenpolitik. In ungewöhnlich scharfer Form kritisieren die Medien die Luxusreise des Monarchen mitten in der größten wirtschaftlichen Krise des Landes und stellen auch die Frage, warum Ministerpräsident Mariano Rajoy, der von der Reise informiert war, dem Staatsoberhaupt nicht davon abgeraten hat.
Der 74-jährige König ist vorigen Donnerstag nach einer Elefantenjagd in Botswana gestürzt und hat sich dabei die rechte Hüfte gebrochen. Die Tatsache, dass der leidenschaftliche Jäger, der auch Ehrenpräsident der spanischen Sektion der Naturschutzorganisation WWF ist, sich auf Elefantenjagd befand, wurde erst bekannt, nachdem man dem mit einem Sonderflugzeug nach Madrid zurückgebrachten Monarchen am Samstag ein künstliches Hüftgelenk implantiert hatte.
Bis Montag haben 40.000 Spanier eine Petition unterzeichnet, in der sie ihren König auffordern, seine WWF-Ehrenpräsidentschaft zurückzulegen. Der spanische Generalsekretär der Umweltstiftung, Juan Carlos del Olmo, legte dem Monarchen diesen Schritt sogar in einem offenen Brief nahe.
Während die Chefs der beiden größten spanischen Parteien, Mariano Rajoy (Volkspartei - PP) und Alfredo Rubalcaba (Sozialisten - PSOE), dem König am Wochenende noch Genesungswünsche überbrachten, stellten die Vertreter von Regionalparteien und der Vereinigten Linken schon von Anfang an die Frage, wer die Luxusreise bezahlt hatte. Immerhin kolportierten spanische Medien, die auch Fotos des Königs mit erlegten Elefanten von früheren Jagdreisen in Afrika publizierten, Kosten von 20.000 Euro pro erlegtem Dickhäuter.
Der Chef der Vereinigten Linken, Cayo Lara, warf dem König "Mangel an Ethik und Respekt" für viele Menschen in Spanien vor, die unter der Wirtschaftskrise zu leiden haben. Und auch aus dem Lager der Sozialisten kamen zu Wochenbeginn erste kritische Anmerkungen. Der Madrider PSOE-Chef Tomas Gomez etwa meinte, der König solle zwischen seinen Verantwortlichkeiten entscheiden oder abdanken, um eine andere Art von Leben zu führen, etwa mitten in der Krise auf Elefantenjagd zu gehen. Der baskische Regierungschef Patxi Lopez riet dem König, sich zu entschuldigen. Sein Parteichef Alfredo Rubalcaba bremste jedoch und meinte, man kommentiere das Privatleben des Monarchen nicht. Und es wäre loyal, privat mit dem König zu sprechen. Juan Carlos wird am Freitag in einem Gespräch mit Regierungschef Rajoy versuchen, die Kritik einzudämmen.
Spanisches Königshaus durch Affären belastet
Der Unfall im Zuge der Elefantenjagd in Afrika hat das spanische Königshaus in einer besonders kritischen Zeit auf dem falschen Fuß erwischt. Seit Wochen steht der Schwiegersohn von Juan Carlos, Inaki Urdangarin, wegen des Verdachts, als Chef einer gemeinnützigen Stiftung staatliche Gelder kassiert zu haben, im Mittelpunkt negativer Schlagzeilen. Juan Carlos hat deshalb wie schon zu Weihnachten auch beim Osterurlaub der königlichen Familie auf Mallorca ein Zusammentreffen vermieden und sich nur mit seiner Frau, dem Thronfolgerpaar samt dessen beiden Töchtern sowie seiner von ihrem Mann geschiedenen Tochter Elena den Fotografen gestellt. Deren Kinder verbrachten die Osterferien bei ihrem Vater Jaime de Marichalar, wo sich der älteste Sohn Froilan (13) beim Hantieren mit einem Gewehr in den Fuß schoss. Marfichalar droht nun eine Geldstrafe von bis zu 3000 Euro, weil in Spanien Kindern unter 14 Jahren die Handhabung von Waffen grundsätzlich untersagt ist.
Und Froilans Unfall war nicht die erste Schusswaffentragödie im spanischen Königshaus. Am 29. März 1956 starb der 14-jährige Bruder von Juan Carlos, Prinz Alfonso, durch eine Schussverletzung. Juan Carlos, damals 18, war der einzige Zeuge. Laut offizieller Erklärung hatte sich bei der Reinigung der Waffe ein Schuss gelöst. Es wurde nie geklärt, wer den Schuss ausgelöst hatte. Der Vater der Prinzen versenkte später die Waffe im Meer.