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Experten: Ungarn muss für Euro selbständig werden. | Weiterer Kredit vom IWF könnte sehr teuer werden. | Budapest. Die ungarische Wirtschaft kann sich auch ohne weitere Finanzspritzen des Internationalen Währungsfonds (IWF) erholen. Das meinen zumindest einige ungarische Finanzexperten.
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Die Regierung solle die Abhängigkeit von externen Geldgebern reduzieren und allenfalls in Schwellenländern weitere Kredite aufnehmen. Nur so sei es möglich, die Staatsverschuldung von derzeit 79,6 mittelfristig auf jene 60 Prozent zu drücken, die notwendig sind, um den Euro einzuführen. Mit dieser Botschaft warnten Ökonomen am Donnerstag in der Tageszeitung "Magyar Hírlap" vor der Aufnahme eines weiteren IWF-Milliardenkredits.
Die neue rechtskonservative Regierung von Viktor Orbán will im Herbst einen Kredit in Höhe von 10 und 20 Milliarden Euro beim IWF beantragen. Mitte Juli waren Verhandlungen zwischen Budapest und einer Delegation des IWF gescheitert, weil die ungarische Regierung aus Sicht des IWF bisher kein ausreichendes Konzept für die Sanierung der öffentlichen Finanzen vorgelegt hat.
Abhängigkeiten
Aus Sicht von Csaba László, von 2002 und 2004 Finanzminister und heute Professor an der Central European University in Budapest, hätte eine weitere Finanzspritze nur einen einzigen positiven Effekt: Man würde damit Anlegern signalisieren, dass Geld in Ungarn schnell und günstig zu bekommen sei. Allerdings würde sich das Land damit in weitere Abhängigkeiten begeben, von denen es sich befreien müsse, wenn es den Euro einführen will.
Thomas Mellar von Economic Research sieht "keine Notwendigkeit für eine kontinuierliche Abhängigkeit Ungarns von externen Quellen" wie dem IWF. Vielmehr "muss Ungarn ein vitales Interesse daran haben", zumindest mittelfristig auf eigenen wirtschaftlichen Füßen zu stehen.
Deshalb solle die Regierung nun alles daran setzen, die entscheidenden Weichen für die Haushaltspolitik zu stellen, um die laut Mellars galoppierenden Staatsschulden in den Griff zu bekommen.
Schon jetzt habe die Politik kaum mehr Spielraum, um Orbáns 29-Punkte-Plan zur Rettung der Wirtschaft erfolgreich umzusetzen. Der Bruch mit dem IWF habe dem Fiskus zusätzliche Kosten verursacht.
Darüber hinaus verweist der Ökonom auf Risiken: Es sei zu befürchten, dass der Forint in der nächsten Zeit deutlich an Wert verliere. Damit werde ein weiterer IWF-Kredit sehr teuer. Außerdem sei Ungarn von internationalen Rating-Agenturen herabgestuft worden, sodass die Ausgabe neuer Staatsanleihen deutlich erschwert werde.