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50 Jahre nach dem Volksaufstand. | Sonderausstellung in Eisenstadt. | Eisenstadt. Während Österreich das Gedankenjahr 2005 in freudiger Grundstimmung beging, sieht man sich in Ungarn 2006 mit einem düsteren Jahrestag konfrontiert.
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1956, also vor 50 Jahren, marschierten sowjetische Truppen bei unserem östlichen Nachbarn ein und bereiteten den Reformen des liberalen Politikers Imre Nagy ein jähes und gewaltsames Ende. Ein Akt sozialistischer "Bruderschaftshilfe", der weit blutigere Dimensionen annahm als etwa die Niederschlagung des Prager Frühlings 1968. Anders in der Tschechoslowakei erhoben in Ungarn Angehörige der Armee und schlecht ausgerüstete Freiwilligenverbände die Waffen gegen die Invasoren, es kam zu Gefechten die zahllose Todesopfer forderten. Der Widerstand erwies sich am 15. November 1956 als zwecklos, der Aufstand brach zusammen. Gleichzeitig setzte ein enormer Flüchtlingsstrom nach Österreich ein, im Dezember passierten bis zu 1000 Personen täglich die Grenze. Insgesamt flohen 170.000 bis 180.000 Magyaren, für viele war Österreich nur Transitland.
Grenzüberschreitendes Ausstellungs-Projekt
Die Sonderausstellung "Vom Traum zum Trauma - Ungarnaufstand ´56", zu sehen bis 1. Oktober im Landesmuseum Burgenland, hat sich des Themas angenommen. Bemerkenswert ist die Schau schon deshalb, weil sie von österreichischen und ungarischen Historikern gestaltet wurde - das Ereignis also von beiden Seiten des ehemaligen Eisernen Vorhangs beleuchtet wird. Der österreichische Blick ist dabei naturgemäß ein etwas anderer als der ungarische. Während man sich hierzulande vor allem der - zweifellos selbstlosen - Flüchtlingshilfe erinnert, ist man in Ungarn dabei, die schmerzlichen Ereignisse in ihrer Bedeutung aufzuarbeiten. Ein Prozess, der laut dem österreichisch-ungarischen Historiker Bela Rasky ein "schmerzhafter" ist. Denn obwohl Imre Nagyy mittlerweile rehabilitiert ist, viele Opfer des Ungarn-Aufstandes erinnern sich noch heute nicht gern an das Leid. Denunzianten und Kollaborateure im Dienste der von den Sowjets installierten neuen KP-Regierung beließen ihre unrühmliche Rolle oftmals ebenfalls lieber im Dunkeln.