Ungarnpartei setzt auf Beteiligung an der Regierung. | Minderheit vor Wahl gespalten. | Bukarest. Die Demokratische Union der Ungarn (UDMR) ist ein Sammelsurium. In ihr sind Konservative, Liberale und Sozialdemokraten vereint. Doch verbindet sie alle ein Interesse: Die Rechte der 1,5 Millionen Ungarn in Rumänien zu stärken. Und auch die Taktik, durch die dieses Ziel erreicht werden soll, ist klar: Die UDMR setzt auf Regierungsbeteiligung. "Das ist der einzige Weg, unser politisches Programm durchzusetzen", sagt Anton Niculescu, UDMR-Mitglied und Staatssekretär im Außenministerium, vor österreichischen Journalisten in Bukarest.
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In den vergangenen zwölf Jahren war man stets Teil der Regierung oder unterstützte diese im Parlament. Derzeit bildet die UDMR mit der liberalen PNL eine Minderheitsregierung.
Für Nicolescu führte dieser Weg zum Erfolg: "Wir haben eine Menge Rechte." So ist etwa in Gebieten, in denen mehr als 20 Prozent einer Minderheit angehören, auf Ämtern und bei Gerichten Zweisprachigkeit vorgeschrieben.
Zusammenstöße in Cluj
Doch ist im Zusammenleben zwischen Ungarn und Rumänen nicht alles eitel Wonne: Als am 15. März 2008 die Magyaren den ungarischen Nationalfeiertag in Cluj (Klausenburg) zelebrierten, standen ihnen rechtsextreme rumänische Gegendemonstranten gegenüber. Ein Student mit ungarischer Flagge wurde brutal zusammengeschlagen. Laut Nicolescu handelt es sich dabei um isolierte Einzelfälle. Die Situation sei mit den 90er Jahren nicht zu vergleichen, als es noch zu viel mehr Gewalt kam.
Damals war das Verhältnis zwischen Ungarn und Rumänen äußerst angespannt. Die Konflikte gipfelten im März 1990 in Ausschreitungen in der Stadt Tirgu Mures, einem Zentrum der ungarischen Minderheit. Bei Zusammenstößen zwischen Ungarn und Rumänen wurden mehrere Menschen getötet und Dutzende verletzt. Im Vorfeld hatten die Ungarn mehr Rechte gefordert.
Die Zwistigkeiten hielten an. Symptomatisch war dabei die Situation in Cluj, wo ein Viertel Ungarn leben. Dort wurde 1992 Gheorge Funar von der rechtsextremen Großrumänen-Partei Bürgermeister. Es folgte ein Feldzug gegen die ungarische Minderheit. Funar verbot zweisprachige Aufschriften, Büros der ungarischen Minderheit wurden geräumt. Zudem ließ er Mülltonnen und Parkbänke in den rumänischen Nationalfarben blau-rot-gelb streichen.
Heute ist Emil Boc von der Demokratisch-Liberalen Partei Bürgermeister. Und für viele Ungarn ist es ein sichtbares Zeichen des Fortschrittes, dass nun ausgerechnet in Cluj eine ungarischsprachige Universität steht.
Damit die Ungarn weiter ihre Anliegen durchsetzen können, will die UDMR auch nach der Parlamentswahl, die am 30. November stattfindet, an der Regierung teilnehmen. Bei der Auswahl des Koalitionspartners ist die UDMR laut Nicolescu wie schon in der Vergangenheit flexibel - mag es sich um Liberale oder Sozialdemokraten handeln.
Allerdings könnte die UDMR geschwächt in das neue Parlament einziehen. Denn die Ungarische Bürgerpartei (PCM) hat sich von der UDMR gespalten. Die PCM fordert eine nähere Anbindung an Ungarn. Zwar tritt die PCM bei der Parlamentswahl nicht an, sie unterstützt aber unabhängige Kandidaten, die der UDMR deutlich Stimmen kosten könnten.