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Ungarn protestiert gegen Ausschreitungen in der Vojvodina

Von WZ Online

Europaarchiv

Der ungarische Außenminister Ferenc Somogyi hat sowohl telefonisch als auch in einer Note seinen serbischen Amtskollegen Vuk Draskovic ersucht, gegen ethnisch motivierte Ausschreitungen in der serbischen Provinz Vojvodina aufzutreten. Dies berichtete die Ungarische Nachrichtenagentur MTI am Dienstag Abend. Dabei machte Somogyi auf den jüngsten Zwischenfall am vergangenen Wochenende in Temerin aufmerksam, wo jungen Ungarnstämmige von serbischen Jugendlichen verprügelt worden waren. Die Polizei verhaftete die Schläger.


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In der Vojvodina, wo rund 300.000 Ungarnstämmige leben, hatte es auch bisher Ausschreitungen gegen Minderheiten gegeben, nur wurden seitens der serbischen Behörde bisher stets ethnische Gründe für die Taten ausgeschlossen. Somogyi erinnerte seinen Amtskollegen in dem Telefongespräch nun daran, dass die Vorfälle in der Vojvodina "nicht im Einklang stehen mit den Versprechen der Belgrader Regierung". Demnach sollten die "Gewalttaten" durch behördliches Eingreifen beendet werden.

Somogyi erinnerte daran, dass die Regierung Serbien-Montenegros nach den Ausschreitungen gegen Ungarnstämmige im vergangenen Herbst versprochen habe, alles für die Wiederherstellung des Friedens unter den Volksgruppen der Provinz zu unternehmen.

In seinem Brief an Vuk Draskovic zeigt sich Somogyi besorgt, dass Ausschreitungen gegen Ungarnstämmige in der Vojvodina wieder zunehmen. Zu weiteren "Spannungen" würde beitragen, dass Verfahren gegen jene leitenden Persönlichkeiten der Verbände der ungarischen Minderheit in der Vojvodina eingeleitet worden waren, die beharrlich auf die Zwischenfälle gegen die Volksgruppe aufmerksam gemacht hatten.

Draskovic versprach seinem ungarischen Amtskollegen, die serbischen Behörden würden schnell, entschlossen und gesetzestreu auf die Taten reagieren. Somogyi erinnerte an den jüngsten Besuch des ungarischen Premiers, Ferenc Gyurcsany, in Belgrad. Dort hatte Gyurcsany betont, für Ungarn seien die Zwischenfälle inakzeptabel; sie betrachteten diese im im Zusammenhang mit der Vorbereitung der EU-Integration Serbien-Monenegros.

178 ethnisch motivierte Zwischenfälle in zwei Jahren

In der nordserbischen Provinz Vojvodina sind in den Jahren 2003 und 2004 insgesamt 178 ethnisch motivierte Übergriffe registriert worden. Dies geht nach einem Bericht der Belgrader Presseagentur BETA aus einer Aussendung des Ausschusses für Beziehungen zwischen den Ethnien des Regionalparlaments der Vojvodina hervor.

Die meisten Übergriffe richteten sich gegen die ungarische Volksgruppe. Die kroatische Volksgruppe liegt mit 19 Fällen an zweiter Stelle, gefolgt von Serben (15), Albanern (14) und Roma (12). Die meisten Delikte wurden im Norden der Provinz begangen, wo Angehörige der ungarischen und der kroatischen Volksgruppe leben.

Die Zahl von ethnisch motivierten Zwischenfällen hatte Anfang des Vorjahres zugenommen, nachdem die ultranationalistische Serbische Radikale Partei (SRS) in der Vojvodina gute Ergebnisse bei der vorgezogenen Parlamentswahl erzielt hatte. Nachdem auch die internationale Staatengemeinschaft auf die Situation in der Provinz aufmerksam wurde und Belgrader Behörden Schritte unternahmen, um die ethnischen Spannungen zu überwinden, war es ruhiger geworden. Neuerdings wird aber erneut von Übergriffen berichtet.

In Subotica, der Stadt dicht an der Grenze zu Ungarn, sind in den letzten Tagen kroatenfeindliche Graffiti erschienen. "Kroaten - ihr seid niedrigere Wesen. Serbische Könige", steht es an der Wand einer Mittelschule in der Stadt. Der Leiter des Kroatischen Nationalrates, Laza Vojnic Hajduk, warf der Polizei Unfähigkeit vor.