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Budapester Uni bietet in Deutschland Medizinstudium an. | Berlin. Die vierzig Medizinstudenten, die am Montag, 8. September, den klinischen Teil ihrer Ausbildung im ältesten Klinikum Hamburgs begonnen haben, studieren im Grunde an einer ungarischen Universität.
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Die Budapester Semmelweis Universität und der Klinikkonzern Asklepios hatten Ende 2007 einen Vertrag über die Errichtung einer Dependance der ungarischen Uni in der Hansestadt geschlossen. Der Ausbildungszweig trägt den offiziellen Namen "Asklepios Campus Hamburg / Fakultät der Humanmedizin der Semmelweis Universität Budapest".
Damit das Gemeinschaftsprojekt überhaupt ins Laufen kam, bediente man sich eines Kunstgriffs. Normalerweise müssen universitäre Studienangebote in Deutschland nämlich vom "Wissenschaftsrat" genehmigt werden, einer gemeinsamen Institution des Bundes und der Länder.
Bei dem Hamburger Projekt jedoch wird nach ungarischem Recht geprüft; die Studenten erhalten also den ungarischen Studienabschluss und Doktortitel. Deshalb musste dieser Neugründung nicht der deutsche Wissenschaftsrat zustimmen, sondern das ungarische "Akkreditierungskomitee zur außersitzlichen Zweitniederlassung". Was dieses auch rechtzeitig vor Semesterbeginn tat.
Win-win-Situation
Für alle Beteiligten eine Win-win-Situation: Der Budapester Uni bringen die jährlich rund 14.000 Euro Studiengebühren dringend benötigtes Geld; die Hamburger Kliniken freuen sich auf qualifizierten Nachwuchs; die Studierenden selbst umgehen die Numerus-Clausus-Hürden an den deutschen Hochschulen. Bei Ausbildungsplätzen für Humanmediziner beträgt nämlich das Verhältnis zwischen Nachfrage und Angebot 4 : 1, was den Maturanten oft jahrelange Wartezeiten beschert.
Und das Bequemste: Sie brauchen dafür nicht einmal Ungarisch zu lernen, weil das gesamte Studium in deutscher Sprache angeboten wird. Stolz erklärt die Direktorin für das deutschsprachige Medizinstudium, Erzsébet Ligeti: "An dem neuen Campus wird die klinische Ausbildung - ab dem 3. Studienjahr - denjenigen Studenten angeboten, die die ersten zwei Studienjahre am Campus Budapest erfolgreich absolviert haben. Die Ausbildung in Hamburg erfolgt auf Grund der in langen Jahren gut erprobten Studienpläne der Semmelweis Universität, ausgeführt von hochqualifizierten und hochmotivierten deutschen Professoren und Dozenten, in Kooperation mit den entsprechenden Lehrstühlen der Semmelweis Universität. Staatsexamen und Diplomverleihung finden dann in Budapest statt."
Zu den hohen Studiengebühren äußert sich der bei Asklepios verantwortliche Dr. Jörg Weidenhammer: "Wir werden Konzepte und Produkte bereitstellen, um die Studiengebühren für die Studenten finanzierbar zu gestalten. So soll die allgemeine Zugänglichkeit zum Studiengang gewährleistet werden." Er denke dabei u.a. an begünstigte Kredite.
So trägt die EU-Ost-Erweiterung auch auf dem Gebiet der Medizin-Ausbildung Früchte.