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Ungarn stellt auf ein Berufsheer um

Von Tàmas Dènes

Politik

Ungarn hat ein Berufsheer. Die letzte Stellung fand vorige Woche statt und die letzten Präsenzdiener verlassen im November dieses Jahres das ungarische Heer.


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Es war vor allem ein Anliegen der kleinen Regierungspartei SZDSZ, dass in Ungarn so früh wie möglich das Berufssoldatentum eingeführt werden sollte. Jetzt wurde es Realität.

Für die Abschaffung des Präsenzdienstes sprachen nach Meinung der ungarischen Liberalen mehrere Gründe, vor allem finanzieller und militärpolitischer Art. Die Zwangs-Musterung beschränkte aber auch die Möglichkeiten der Selbstbestimmung.

Schließlich hat vergangenen Mittwoch die ungarische Regierung entschieden, keine Präsenzdiener mehr einzuberufen. Wie der ungarische Verteidigungsminister Ferenc Juhasz Pressevertretern gegenüber sagte, ist Ungarn für einen Wechsel zur professionellen Militärkraft bereit. Laut Berechnungen des ungarischen Verteidigungsministeriums bedeutet die Umstellung auf ein Berufsmilitär eine Ausgabe von 106-122 Mrd. Forint (ca. 424-488 Mio. Euro). Diese Summe hat aber im Budget bis 2006 noch keinen vollen finanziellen Rückhalt. Die Ungarn sind heutzutage sehr skeptisch, was die Landesverteidigung angeht. Die Entsendung von Truppen in den Irak wird stark kritisiert, und seit dem Tod eines ungarischen Soldaten vor einer Woche wird der Abzug der ungarischen Armee noch stärker gefordert. Die Menschen sind sich sicher: Dank des Berufssoldatentums kommen viel weniger ihrer Söhne in die Nähe des Todes. Denn auch wenn am Mittwoch US-Präsident Bush Ungarn einen starken Verbündeten nannte, kann man damit nicht mehr das Leben des gefallenen ungarischen Soldaten zurückkaufen. Die ungarischen Kontingente müssen voraussichtlich bis Dezember dieses Jahres in Irak bleiben.