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Ungarn: Todesschwadrone gegen Roma?

Von WZ-Korrespondentin Karin Bachmann

Europaarchiv

Polizei sucht nach Serientätern. | Budapest. Im Fall der beiden unweit von Budapest erschossenen Roma verdichten sich die Hinweise auf Serientäter. Das sagte der ungarische Justizminister Tibor Draskovics gestern Donnerstag vor Journalisten. Das Haus der Familie Csorba wurde in der Nacht auf den 23. Februar zunächst mit Molotowcocktails beworfen, später wurde auf die flüchtenden Hausbewohner geschossen, wobei der 27-jährige Robert Csorba und sein viereinhalbjähriger Sohn starben. Die Morde hatten landesweit für Entsetzen gesorgt, das Begräbnis am Dienstag fand unter großer öffentlicher Anteilnahme statt, zur Beerdigung erschien auch der Publizist András Biró, Träger des Alternativen Nobelpreises.


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Das Verbrechen reiht sich in eine Serie schwerer Gewaltverbrechen gegen Roma ein. Die Taten liefen laut Draskovics stets ähnlich ab. Die Verbrechen zuvor seien in einer Entfernung von zwei bis drei Minuten von der Autobahn M3 geschehen. Diese sei inzwischen besonders gesichert, weshalb die Täter wohl "ganz pragmatisch" auf eine Ortschaft nahe der Autobahn M5 auswichen. Es sei nicht zwingend von einem rechtsextremistischen Hintergrund auszugehen, weil die paramilitärische Magyar Garda anders als bei den Geschehnissen zuvor in Tatárszentgyörgy nicht aufmarschiert sei. Zuvor war in ungarischen Medien über eine unabhängig von der rechtsextremen Szene agierenden "Todeskommandos" spekuliert worden, das in vier der 19 ungarischen Komitate Anhänger haben soll.

Unterdessen hat die Magyar Garda für den 14. März einen Aufmarsch in Szikszó unweit der Industriestadt Miskolc angekündigt. Experten befürchten, dass es dort am Vorabend des ungarischen Revolutionsgedenktags zu Zusammenstößen mit Roma kommen könnte.