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Der Fortschrittsbericht der EU-Kommission attestiert der Türkei zwar, an der Lösung der Zypern-Frage konstruktiv mitzuarbeiten. Doch eine Wiedervereinigung der geteilten Mittelmeerinsel ist weiterhin nicht in Sicht. Auch die Ausweitung des Zollabkommens zwischen der Türkei und der EU bedeutet für Ankara keine Anerkennung der Republik Zypern.
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Die Militärmanöver sind immerhin abgesagt. Jahrelang hatten die Übungen der NATO-Partner Griechenland und Türkei sowie Zyperns für Spannungen in der Ägäis gesorgt. Die Griechen simulierten dabei eine türkische Invasion in der Ägäis. Die Türken nahmen zu Übungszwecken den umgekehrten Fall an. Und im Anschluss daran wurde im griechischen Teil Zyperns eine türkische Invasion auf der Mittelmeerinsel abgewehrt.
Doch heuer haben Athen, Ankara und Nikosia beschlossen, auf die Manöver zu verzichten. Griechenland unterstützt die Türkei bei seinen Bemühungen um einen EU-Beitritt. Der griechische Süden Zyperns wird dies wohl ebenso tun.
Doch eine Wiedervereinigung der seit 1974 geteilten Mittelmeerinsel ist weiterhin nicht in Sicht. Das zeigte sich zuletzt an der Absage einer Konferenz in Istanbul, bei der es um die Verbesserung der Beziehungen zwischen den 25 Staaten der Europäischen Union und den 57 Mitgliedstaaten der Organisation der Islamischen Konferenz (OIC) gehen sollte. Laut Außenministerium in Ankara gab es trotz wochenlanger Verhandlungen mit der EU keine Einigung in der Frage, wie die Delegation der nur von der Türkei anerkannten Türkischen Republik Nordzypern zu behandeln sei.
Auch die Ausweitung der Zollunion, in der die Türkei und die Republik Zypern seit Samstag verbunden sind, hat nicht viel mehr als symbolischen Wert. Denn das Abkommen bedeute keinesfalls eine Anerkennung der griechisch-zypriotischen Regierung, hieß es in Ankara.
Dennoch sieht der nordzypriotische Ministerpräsident Mehmet Ali Talat die Lösung des Zypern-Problems nicht in den Händen der Türkei liegen. Es seien nun die griechischen Zyprioten an der Reihe, erklärte er. Diese hatten im April mehrheitlich einen Plan zur Wiedervereinigung der Insel abgelehnt. Für den zypriotischen Präsidenten Tassos Papadopoulos hingegen gibt es sehr wohl einen Zusammenhang zwischen den türkischen Beitrittsambitionen und der Lösung des Zypern-Problems: Beides sollte miteinander verknüpft werden.