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"Ungewohnt, aber historisch festgelegt"

Von Alexander Maurer

Politik
Die Wiener Stadtwerke planen einen Personalabbau von 900 Stellen.
© Wiener Stadtwerke, Andreas W. Rausch

Die Pensionierungswelle bei den Stadtwerken ist laut Personalchef Weinelt einvernehmlich und notwendig.


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Wien. "Ich kann diese kolportierte Summe nicht nachvollziehen." Damit kommentiert der Personalvorstand der Wiener Stadtwerke, Peter Weinelt, dass laut "Kurier" in Pension geschickte Mitarbeiter 80 Prozent ihres Letztbezugs plus zweieinhalb Monatsgehälter als "Treuebonus" erhalten sollen. Die tatsächlichen Pensionsauszahlungen lägen "weit darunter" und seien einheitlich nach Beamtendienstrecht geregelt. "Es soll zu keiner Privilegiendiskussion kommen. Das haben sich Menschen, die über 40 Jahre für uns gearbeitet haben, nicht verdient", betont er.

Die Wiener Stadtwerke planen einen Personalabbau von 900 Stellen. Etwa 100 davon betreffen Altersteilzeiten und Umschulungen, beziehungsweise Hilfe beim Berufsausstieg in Kooperation mit dem Beratungszentrum für Beruf und Weiterbildung (WAFF). Der Rest sind Pensionierungen. Die 800 betroffenen Mitarbeiter seien ausschließlich Beamte, die seit mehr als 40 Jahren im Unternehmen tätig sind, das Durchschnittsalter liege weit über 55 Jahren, so Weinelt. Über 80 Prozent davon hätten darüber hinaus jahrzehntelang Schwerarbeit in Form von Schicht-, Nacht- oder Störungsdiensten geleistet. Gesundheitsbedingte Pensionierungen wären in diesen Fällen absehbar gewesen. Auch betont der Personalchef, dass alle Mitarbeiter einvernehmlich gehen: "Es gibt keine einzige Kündigung." Der Personalabbau käme auch nicht plötzlich, sondern laufe bereits seit 2013. "Wir wollten das aber zuerst mit den Mitarbeitern besprechen, bevor wir an die Öffentlichkeit gehen. Es hat keinen Sinn, über ungelegte Eier zu reden", so Weinelt.

Weinelt bekräftigt auch, dass der Steuerzahler durch die Maßnahmen nicht belastet werde. Die Zahlungen kommen vollständig aus der Pensionskassa der Stadtwerke, die bei der Ausgliederung aus der Gemeindeverwaltung übernommen wurde. "Das schmälert keine langfristigen Gewinne, sondern ist etwas, was Mitarbeitern, die über 40 Jahre bei uns im Konzern gearbeitet haben, angespart haben und ihnen jetzt zu Gute kommt", betont er. Die Vorgehensweise sei "etwas ungewohnt, aber historisch festgelegt", fügt Weinelt an.

Zugzwang durch Liberalisierung

Ohne die Personaleinsparungen, von denen man sich einen "hohen zweistelligen Millionenbetrag" erhofft, sowie andere Maßnahmen zur Kostensenkung würden die Stadtwerke in absehbarer Zeit ins Minus rutschen, so Weinelt. "Das absolute Minus wäre nicht meine Sorge. Meine Sorge ist etwas anderes: Ich hätte nicht das Kapital für Investitionen in die Zukunft", fügt er an. In den kommenden fünf Jahren müssen die Stadtwerke 1,9 Milliarden Euro für Investitionen in die Hand nehmen. Im Gegensatz dazu sind die Großhandelspreise in den letzten Jahren um ein Drittel gefallen, nicht zuletzt aufgrund der 1999 beschlossenen europaweiten Liberalisierung des Strommarktes. "Liberalisierungen wurden in Österreich immer sehr schnell und ohne Rücksichte auf Nebeneffekte vollzogen", kritisiert Weinelt. Beispielsweise sei in Österreich seitdem ein Drittel aller Arbeitsplätze im Energiesektor verloren gegangen.

"Der Fokus lag nicht auf den Beamten, sondern darauf, wo man sparen kann", erklärt der Personalchef weiter. Es wurde "an alle Schrauben gedreht", die nun pensionierten Mitarbeiter seien eines der wenigen möglichen Einsparungspotenziale gewesen. Aber nicht jeder mit mehr als 40 Dienstjahren werde automatisch in Pension geschickt. "Es gibt auch Mitarbeiter, die deutlich mehr als 40 Arbeitsjahre haben aber bei uns bleiben, weil wir dort eine Nachbesetzung brauchen", erklärt Weinelt. Trotz Automatisierung blieben die Aufgaben der Stadtwerke weiterhin personalintensiv, betont er. Auch nach dem Personalabbau verbleiben um die 4600 Mitarbeiter im Konzern.