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Der oberösterreichische Verein "Netzwerk Memoria" gab zusammen mit dem Verband südböhmischer Schriftsteller eine Anthologie mit Texten von österreichischen und tschechischen Autoren heraus. Titel des Bandes: "Hinter dem Niemandsland", oder auf tschechisch: "Za zema nikeho". Erschienen ist das Buch mit dem optimistischen Untertitel: "wechselnd bis heiter" in der "Edition Sandkorn".
Auf die Frage nach dem konkreten Anlass zu diesem Buch antwortet einer der drei Herausgeber, der Linzer Autor Rudolf Habringer: "In unseren Printmedien wird seit Jahren über Temelin und die Benes-Dekrete geschrieben. Darüber hinaus erfahre ich nicht viel. 14 Jahre nach der Revolution scheint der Eiserne Vorhang in den Köpfen noch immer zu existieren." - Gibt es eine persönliche Motivation? - "Ja, weil sie unsere Nachbarn sind und ich ein neugieriger Mensch bin. So finde ich es spannend, sie und ihr Land kennen zu lernen." Und Habringer erzählt von seinen Reisen zu einem Hügel im Böhmerwald / umova namens Habr, den er als Namenspatron für einen seiner Ahnen ableitet.
Herausgekommen ist ein über 200 Seiten dicker Band, in dem sich zwölf tschechische und elf österreichische Autoren in ihren Beiträgen mit den Gebieten auf den beiden Seiten der sogenannten Grenze beschäftigen. Dabei beziehen sie jene Geschichte in ihre Perspektive mit ein, die meist mit den Adjektiven "unheilvoll" oder "wechselhaft" etikettiert wird. Vor allem die Texte der tschechischen Autoren dokumentieren die These, dass sich von Budweis bis nach Znaim die Generation der heute etwa 40-Jährigen sehr intensiv mit den "unheilvollen" Ereignissen in den Jahren nach 1945 beschäftigt.
So versteckt in der Erzählung "Bruchteil eines Schattens" von Frantisek Niedl der Widerstandskämpfer Petr ein deutsches Mädchen, obwohl er ihren Vater als alten Nazi in Erinnerung hat. Als er die Übergabe der Deutschen an seine eigenen Leute verweigert, wird er erschossen. Der Linzer Autor Ludwig Laher schließt seinen Text, der von einem Steffl ohne Hatschek und einem teffl mit Hatschek handelt, mit den perspektivischen Worten ab: "Vielleicht weigern sich irgendwann in aller Welt möglichst viele teffls mit Hatschek, den Steffls ohne Hatschek den Schädel einzuschlagen und umgekehrt, obwohl diese oder jene angeblich so fremd und verschlagen sind und man ihrem Eroberungsdrang zuvorkommen muss."