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Uni-Autonomie mit Fragezeichen

Von Barbara Ottawa

Wissen

Wenn ab Jänner wieder Leben in die Hochschulen einkehrt, sind sie autonom, gilt das neue Universitätsgesetz (UG 02). Einige von ihnen werden ihre Institute verloren haben. Die meisten Studierenden haben ein mulmiges Gefühl bei dem Gedanken an die Zukunft ihrer Alma Mater. Auch unter den Lehrenden herrscht große Unsicherheit - besonders allerdings an den Kunst-Universitäten und unter den externen Lektoren.


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An der Medizinischen Universität Wien werden sie "Zentren" heißen, an der Universität für Bodenkultur "Departments", an der Uni Wien soll es Institute nicht mehr geben und an der Uni Graz bleibt alles, wie es ist. Die interne Organisationstruktur ist unter dem neuen Gesetz jeder Hochschule selbst überlassen.

"An der Universität für Bodenkultur tritt mit ersten Jänner der neue Organisationsplan in Kraft", bestätigt Rektor Hubert Dürrstein im Gespräch mit der "Wiener Zeitung". Die neue Struktur mit 16 Departments statt 40 Instituten sei schon mit allen Gremien akkordiert. "Wir sehen das Jahr 2004 aber noch als Konsolidierungsphase, in der Verbesserungsvorschläge eingebracht werden können."

Die Universität Wien wollte ursprünglich einen neuen Organisationsplan, der statt der bisherigen sieben Fakultäten und 133 Institute 18 Fakultäten ohne weitere Tiefengliederung vorsieht, bis Jahresende beschließen. Der Senat hat jedoch heftige Kritik an dieser Lösung geübt. Derzeit gilt ein povisorischer Organisationsplan.

Grundsätzlich sind etliche Universitätsangehörige immer wieder für eine Abschaffung von "Ein-Mann-Instituten" eingetreten, um eine größere Demokratisierung herbeizuführen. Das jetzt vorgeschlagene Modell konzentriere jedoch die gesamte Entscheidungsgewalt im Rektorat, betonten der Senat und die ÖH. Sie fordern einen neuen Diskussionsprozess.

Mehr als das "engere Budget"

Georg Winckler, Rektor der Universität Wien, ist überzeugt, dass bald eine Lösung gefunden werden wird, auch deshalb weil es der Budgetrahmen 2004 seiner Hochschule erlaubt, "Verbesserungen in Lehre und Forschung durchzuführen".

"Alle Universitäten erhalten 2004 mehr Geld", verkündete Bildungsministerin Elisabeth Gehrer das Ergebnis der Budgetverhandlungen mit den Universitäten. Die Zuwachsraten gegenüber dem Budget 2003 - das die Ministerin im Juni dieses Jahres selbst als "engeres Budget" bezeichnet hat - betragen zwischen 0,7 und 16 Prozent.

Unter die Universitäten mit der geringeren Budgetsteigerung fallen vor allem die Kunst-Universitäten, da der Hauptteil des zusätzlichen Budgets aus den Einnahmen durch die Studiengebühren erfolgt.

Die Universität für Angewandte Kunst musste deshalb "drastische Notmaßnahmen" ergreifen, erklärte die Uni. Dazu zählen Kündigungen von Lehr- und Verwaltungspersonal, Einschränkungen der Bibliotheksöffnungszeiten und der Ausstellungsaktivitäten sowie eine Reduktion des Lehrangebots.

Gehrer betonte, dass alle Universitäten auch Anträge auf Unterstützung aus dem Forschungsförderungsfonds stellen könnten. Weiters werden die Kosten für Gehaltserhöhungen, Mietaufwendungen und zusätzliche Mittel für Forschungsförderung an die Universitäten verteilt, so das Ministerium.

Investitionen, die heuer nicht getätigt werden konnten, seien in einigen Fällen hinfällig, weil durch die Autonomie bessere Möglichkeiten gefunden werden konnten, sagte die Ministerin auf Anfrage der "Wiener Zeitung".

. . . und was ist mit Externen?

Eine weitere ungelöste Frage - allerdings nicht nur an der Uni Wien - ist der Status der externen Lehrenden, die (teils mit Habilitation) rund die Hälfte des Lehrpersonals an den Unis ausmachen. Bisher wurden sie unter dem Abgeltungsgesetz für ihre Tätigkeit "entschädigt", es gab aber keine gesetzliche Interessenvertretung, keinen Kündigungsschutz und keinen Urlaubsanspruch. Mit dem UG 02 wird das Abgeltungsgesetz aufgehoben - was jetzt geschehen soll, ist unklar.

"Es herrscht derzeit Uneinigkeit, welches Vertragsverhältnis für die externen Lehrenden gelten soll", erläutert Günter Hefler von der Interessensgemeinschaft Externe LektorInnen und Freie Wissenschafter-Innen.

Sollen Dienstverträge oder Werkverträge abgeschlossen werden, wie viel wird den "Externen" bezahlt. Das alles seien Fragen, mit denen sich die Universitäten bislang kaum beschäftigt haben. Jetzt stehe man im gesetzesleeren Raum.

Die Institute könnten nicht planen, weil sie nicht wissen, wieviel sie ein externer Lehrender kosten wird. "Ich habe heute den gleichen Wissensstand wie vor acht Monaten", beklagt Hefler. "Es geht nichts weiter." Ein Dienstverhältnis wäre auf jeden Fall wichtig, um die Position der externen Lehrenden zu stärken.

Die Angst, dass an der externen Lehre gespart wird, hat Hefler weniger. "Es wurde hier in den letzten Jahren bereits so viel eingespart, dass alle Externen, die jetzt noch da sind, dringend gebraucht werden, um Lehrangebote zu erhalten". Sarkastisch fügt er hinzu: "In eine noch viel rechtlosere Position als wir derzeit schon sind, können wir kaum kommen."