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Uni-Dialog - einmal positiv betrachtet

Von Cattina Maria Leitner

Gastkommentare

Der Hochschuldialog war das erste bundesweite Forum dieser Art, das eine umfassende, strukturierte Diskussion zugelassen und gefördert hat und auch die relevante Außenwelt der heimischen Hochschulen in die Diskussion brachte.


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Er hatte den gesellschaftlichen Auftrag, Entscheidungsgrundlagen vorzubereiten und nicht Entscheidungen zu treffen - und damit war ausgesprochen, dass Regierungsarbeiten natürlich nicht bis zur Beendigung der Veranstaltung aufzuschieben sind.

Der Meinungsaustausch in der heterogenen Gruppe war offen und von Gleichberechtigung geprägt. Aufgezeigt wurden dabei Chancen und Gemeinsamkeiten der verschiedenen Bereiche im tertiären Sektor sowie Handlungsbedarfe, die das Wissenschaftsministerium nicht allein lösen kann. In fünf Arbeitsforen wurden 92 Empfehlungen an das Ministerium erarbeitet. Darin sind wesentliche Themen der Hochschulentwicklung wie etwa Studienplatzfinanzierung oder Studienberatung enthalten. Bis spätestens 2020 sollen öffentliche und private Mittel für tertiäre Bildungseinrichtungen zwei Prozent des BIP erreichen. Die Bundesregierung soll dazu bis Ende 2010 einen verbindlichen Pfad mit stärkerer Mittelzuführung in den ersten Jahren vorlegen. Als Vorbild dient Deutschland, das auch in schweren Budgetzeiten in Wissenschaft, Forschung und Bildung verstärkt investieren will.

Natürlich hat der Dialog nicht nur Gemeinsamkeiten aufgezeigt, sondern auch Themen, bei denen kein Konsens möglich war. Dies spiegelt aber nur die durch unterschiedliche Partikularinteressen am tertiären Sektor bestehende Divergenz in der Gesellschaft wider. So konnte für die zwei Großthemen Studiengebühren und Aufnahmeverfahren kein Entwurf für ein gemeinsames Vorgehen erstellt werden. Dies schmälert aber nicht den Wert der insgesamt 130 Stunden Gespräch, sondern belegt, dass eine so gravierende Maßnahmen wie Zugangsbeschränkungen nur dann sinn- und statthaft auf einen gemeinsamen Nenner gebracht werden können, wenn in Österreichs Bildungslandschaft insgesamt längst fällige Veränderungen eintreten. Dass beide Bildungsministerinnen die 92 Empfehlungen als gemeinsamen Auftrag verstehen, lässt hoffen, dass endlich Maßnahmen kommen, die vom Verständnis getragen sind, dass der tertiäre Bildungsbereich nicht ohne zukunftsorientierte Maßnahmen schon im Kindergarten und Schulbereich gestaltet werden kann.

Grundsätzlich halte ich geeignete Aufnahmeverfahren wie für die MedUnis auch bei anderen Studienrichtungen für sinnvoll, was auch positiv auf die Schulen zurückwirken kann. Hier wäre eine Umsetzung im Paket mit der Gesamtschule erfreulich. Aber bitte rasch - der Arbeits-, Innovations- und Wirtschaftsstandort Europa braucht einen verantwortungsvollen Beitrag aus Österreich. Die 92 Empfehlungen bringen eine Bestandsaufnahme und sind ein gutes Weißbuch zu den gegenwärtigen Herausforderungen, die nur im gemeinsamen Vorgehen aller Beteiligter gemeistert werden können.

Cattina Maria Leitner ist Vorsitzende des Universitätsrates der Medizinischen Universität Graz.