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Platz 84 belegte die Universität Wien in einem weltweiten Ranking von Hochschulen, das von der Shanghai Jiao Tong University erstellt wurde. Die anderen österreichischen Hochschulen finden sich hinter Rang 200. Die Parlamentsopposition konstatierte daraufhin "akuten Handlungsbedarf", die Regierung kritisierte die Reihung als zu oberflächlich. Dass die österreichischen Universitäten nicht Harvard oder Oxford sind, ist jedem klar, doch gibt es wirklich Kriterien, die einen solchen wertenden internationalen Vergleich möglich machen?
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Die Universität in Shanghai hat zwei Jahre lang nach den passenden Auswahlmöglichkeiten für ihr Ranking gesucht und hat letztendlich vier Kriterien gleichwertig angewandt: Die Zahl der Nobelpreisträger, die von dieser Institution abgegangen sind (je mehr Jahre die Auszeichnung zurückliegt, desto weniger Punkte), vielzitierte Forscher der Universität aus 21 Fachgebieten, die Zahl der Publikationen in den englischsprachigen Wissenschaftszeitschriften "Nature" und "Science", Artikel im Science Citation Index und Social Science Citation Index (Zitatedatenbanken, die internationale Zeitschriften zu Natur- bzw. Sozialwissenschaften beinhalten) und die akademische Leistung der einzelnen Fakultäten.
USA belegt Spitzenränge
In der Reihung (abrufbar unter http://ed.sjtu.edu.cn/ranking.htm ) finden sich unter den ersten 16 Universitäten nur zwei britische (Oxford und Cambridge), ansonsten nur amerikanische Hochschulen. Auf Platz 18 kommt die erste japanische Universität. Die erste europäische, ETH in Zürich findet sich auf Platz 28.
Neben völlig anderen finanziellen Möglichkeiten und budgetären Größenordnungen (gegenüber österreichischen, aber auch den meisten anderen europäischen Hochschulen), findet sich an vielen US-Universitäten eine sehr starke technisch und naturwissenschaftlich ausgerichtete Tradition.
Wie die Forscher der Shanghai Jiao Tong Universität selbst eingestehen, haben sie keine "speziellen Kriterien und international vergleichbare Daten" für die Reihung von Universitäten mit einem Schwerpunkt in Sozial- oder Geisteswissenschaften gefunden, weshalb sich viele dieser Institutionen auf den hinteren Plätzen finden, zumal in diesen Fachgebieten auch keine Nobelpreise vergeben werden.
Ein weiterer "Minuspunkt" für kontinentaleuropäische Unis ist - trotz der Berücksichtigung der internationalen Datenbanken - der vergleichsweise hohe Stellenwert der Zeitschriften "Nature" und "Science".
Die Begriffe "akademische Leistung" und "vielzitierte Wissenschafter" sind in den Ausführungen der Hochschule in Shanghai nicht näher erläutert.
So ist der Platz 84 der Universität Wien, die in einer extrahierten Auflistung europäischer Universitäten übrigens Platz 24 belegt, nur bedingt ein so deutliches Warnsignal, wie es die Opposition darstellt. Andererseits ist die budgetäre Situation an den heimischen Hochschulen derzeit alles andere als optimal.
Die SPÖ fordert deshalb ein 100 Mill. Euro Soforthilfepaket für die heimischen Hochschulen. Das Bildungsministerium will den Unis für 2004 600.000 Euro zuschießen und laut ÖVP-Wissenschaftssprecherin Gertrude Brinek haben die Unis heuer um sechs Prozent mehr Budget.
Weiter Streit um Uni Wien
Nach der Änderung der auch vom Universitätsrat kritisierten neuen Organisationsstruktur der Universität Wien (die "Wiener Zeitung" berichtete) gehen die Studentenproteste weiter. Auch der Senat lehnt das neue Modell ab. Es seien "Fakultätsgliederungen enthalten, die gegen den ausdrücklichen Wunsch der Betroffenen erfolgt sind", so der Senat.
Des weiteren wird kritisiert, dass sich der Universitätsrat zu viel Kompetenzen in der Mitbestimmung des Organisationsplanes herausgenommen habe. Damit bestätige sich, dass die im Universitätsgesetz gewählte Konstruktion "nicht glücklich" sei, so ein Vertreter des Senats. Die Kritik dieses Gremiums muss allerdings keine Auswirkungen auf den Organisationsplan haben, denn der Senat kann lediglich eine Stellungnahme abgeben und "leider", so betonen Vertreter des Gremiums, keinen Einspruch erheben.
Begrüßt wird vom Senat die stärkere Mitsprache von Studierenden und Mittelbau unter dem geänderten Organisationsmodell. Diesem Punkt stimmte gleich nach Abschluss letzte Woche auch die Bundes-ÖH zu, obwohl noch "viel mehr möglich" gewesen wäre. Die Hochschülerschaft der Universität Wien, bestehend aus VSStÖ, GRAS und KSV, hingegen sieht keine ihrer Forderungen erfüllt und pocht weiterhin auf eine völlige Rücknahme des neuen Organisationsplanes.