Rene Benko machte mit der künftigen Zentrale der Bank Austria in kurzer Zeit viel Geld.
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Wien. Die österreichische Bundeshauptstadt lag für die Immobilienszene lange Zeit im Dornröschenschlaf. Wachgeküsst wurde sie maßgeblich vom heute 38-jährigen Tiroler Rene Benko, dem als Immobilienentwickler kein Projekt in Wien zu groß, zu teuer oder zu kompliziert erschien. Nun steht er vor dem nächsten Coup, dem Austria Campus am Wiener Nordbahnhof im 2. Bezirk. Benkos Immobilienfirma Signa erwarb im November 2014 von der Bank Austria, die dort ihre neue Zentrale errichtet, eine 200.000-Quadratmeter-Liegenschaft.
Nun ist er laut Brancheninformation dabei, die Liegenschaft weiterzuverkaufen, dem Vernehmen nach an einen deutschen Immobilienfonds. Benko verdient dabei Insidern zufolge etwa 60 Millionen Euro. Nicht schlecht für ein Investment, das etwa eineinhalb Jahre währte.
In Bankkreisen regt sich allerdings Kritik, denn die Bank Austria lässt selbst diesen möglichen Gewinn liegen. Der Hauptgrund für die Wertsteigerung der Liegenschaft ist nämlich der auf 15 Jahre abgeschlossene Mietvertrag mit dem Bauherrn selbst, also der Bank Austria. Sie wird nach Fertigstellung des "Austria Campus" 2018 dort einziehen und alle anderen Standorte aufgeben - auch die bisherige Zentrale in der Schottengasse der Wiener Innenstadt (die alte CA-Zentrale).
Erste hielt Campus in der Bank
Warum die Bank, die selbst über große Bauträgergesellschaften verfügt und Großprojekte wie Wien-Mitte ("The Mall") realisiert hat, nicht die Wertsteigerungen in der Bank behielt, wird zwiespältig bewertet. Wegen der städteplanerischen Bedeutung des Projektes wollte sich keiner der Immobilienexperten zitieren lassen, auch nicht jene, die diesen Vorgang befürworten. Diese meinten, dass es besser für eine Bank sei, sich auf ihre Kernkompetenz zu konzentrieren. Die Gegner argumentierten in den Gesprächen mit der "Wiener Zeitung", dass es angesichts der Umstrukturierung der Bank Austria insgesamt besser gewesen wäre, die Wertschöpfung als Bank zu lukrieren.
Als Beispiel wurde der "Erste Campus" genannt, den die Erste Group am Wiener Hauptbahnhof realisiert. Projektentwickler dort war die Erste Immorent, eine Tochter der Bank. Dort ging es immerhin um 120.000 Quadratmeter. Die neue Erste-Zentrale befindet sich nach wie vor im Eigentum der Bank. An einen Verkauf sei nicht gedacht, wurde bestätigt.
Ganz anders bei der Bank Austria. Diese verkaufte die Liegenschaft im 2. Bezirk in der Nähe des Pratersterns im Sommer 2014 an ein Konsortium, das aus dem Investor Ronny Pecik und der Signa von Rene Benko bestand. Pecik stieg nach zwei Monaten wieder aus, seit November 2014 ist Signa der Alleineigentümer.
Wegen der stark steigenden Immobilienpreise in Wien interessieren sich zunehmend internationale Immobillienfonds für große Investments in der Bundeshauptstadt. Der "Austria Campus" soll an einen deutschen Investor weiterverkauft werden.
"Benko ist ein Immobilienentwickler. Mich wundert nicht, dass er vor Fertigstellung der Zentrale der Bank Austria wieder aussteigt, denn der Mietvertrag ist ja bereits fix. Das Investment bindet nur Kapital, das er anderswo einsetzen will", sagt ein Immobilienspezialist zur "Wiener Zeitung".
Abu Dhabi stieg bei Benko ein
Nun, das ist er in der Tat. Benko steht derzeit in Bozen vor einer Großinvestition. Nach Ostern steht in der größten Stadt Südtirols (520.000 Einwohner) eine Volksbefragung über ein Großprojekt an, das er dort realisieren möchte. Es ist - wie er bereits beim Kaufhaus Tyrol in Innsbruck vorzeigte - ein Einkaufszentrum, um das sich Büro- und Wohnimmobilien gruppieren. Das Bozener Projekt umfasst mehrere hundert Millionen Euro und ist dort heftig umstritten.
Derzeit tourt er selbst durch die Stadt, um bei Bürgerveranstaltungen Stimmung für das Projekt zu machen. Wie Benko derzeit überhaupt gerne Kasse macht. 2015 wurde das "Rivergate" an der Donau im 20. Wiener Gemeindebezirk um 190 Millionen Euro verkauft. Der Gewinn dabei war eher bescheiden. Der Käufer war ein kanadischer Immobilienfonds. Ebenfalls 2015 verkauft wurde das "Haus an der Wien" im 3. Bezirk, in dem der "Standard" seinen Sitz hat, um knapp 90 Millionen an die Allianz Versicherung.
Im Vorjahr hat Benko auch seine Finanzierungsbasis verändert. Sein bisheriger Partner, der griechische Reeder George Economou, stieg aus. Dafür erwarb die Schweizer Falcon Private Bank 24,9 Prozent an der Signa Holding. Die Bank gehört einem Staatsfonds aus Abu Dhabi. Weitere 10 Prozent gehören Ernst Tanner, dem Chef von Lindt&Sprüngli. Als Aufsichtsratschef der Holding agiert Ex-Kanzler Alfred Gusenbauer. Und Unterstützer der ersten Stunde ist Karl Samstag, Ex-Chef der Bank Austria. Was beim "Austria Campus" kein Fehler gewesen sein kann.