Zumindest Großteil der Kernaktionäre soll bereit sein, Geld zuzuschießen.
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Mailand/Wien. Einst hatte Italiens größte Bank, die Unicredit, weit mehr als 100 Milliarden Euro Börsenwert. Das war im Mai 2007, kurz vor Ausbruch der US-Immobilienkrise. Heute bringt die Mutter der Bank Austria nur noch 14,5 Milliarden Euro auf die Waage. Ein tiefer Absturz, der zeigt, dass Anleger kaum noch Vertrauen in das Institut haben.
Dennoch hat Bankchef Federico Ghizzoni zu Wochenbeginn eine Kapitalerhöhung angekündigt. Die soll der von massiven Firmenwertberichtigungen und Verlusten gebeutelten Unicredit 7,5 Milliarden Euro in die Kassa spülen. Dieses Geld wird dringend benötigt. Denn bis Ende Juni 2012 müssen alle europäischen Großbanken eine Kernkapitalquote von mindestens 9 Prozent ausweisen, um für Schocks aus der Staatsschuldenkrise besser gerüstet zu sein. Bei der Unicredit klafft hier noch eine größere Lücke (der Banken-Stresstest im Sommer hatte Kapitalbedarf in Milliardenhöhe aufgezeigt).
Skepsis bei den Analysten
Bei der Kapitalerhöhung - sie soll von den Aktionären am 15. Dezember beschlossen werden und im ersten Quartal 2012 über die Bühne gehen - ist die Unicredit freilich von der Gunst der Anleger abhängig. Und um die ist es derzeit wegen der Schuldenmisere und schwacher Börsen alles andere als gut bestellt. Mit Blick auf die geplante Emission sind Analysten deshalb pessimistisch: Sie sprechen von einem ungünstigen Zeitpunkt und einem hohen Umsetzungsrisiko - was aus ihrer Sicht bedeutet, dass die Kapitalerhöhung zu floppen droht.
Aus dem Unicredit-Konzern ist hingegen zu hören, dass die Chancen, die Emission voll zu platzieren, trotz des schwierigen Umfelds gut stehen. Mit Ausnahme Libyens hätten die Hauptaktionäre (siehe Grafik) bereits signalisiert, frisches Kapital einzubringen, hieß es am Dienstag zur "Wiener Zeitung". Laut italienischen Medien könnten auch chinesische Staatsfonds und der Golfstaat Katar der Unicredit "zu Hilfe kommen".
Dem Vernehmen nach will die als gemeindenah geltende Wiener AVZ-Stiftung ebenfalls Geld in die Hand nehmen. Die frühere Hauptaktionärin der Bank Austria ist mit 0,7 Prozent an der Unicredit beteiligt. Falls sie bei der Emission ihre Bezugsrechte für den Kauf neuer Aktien voll ausnutzen sollte, müssten 52,5 Millionen Euro flüssig gemacht werden. Ob die AVZ-Stiftung dafür genug Geld in der Kriegskassa hätte, ist unklar (Geschäftsführer Alexander Wolfgring war am Dienstag für eine Stellungnahme nicht erreichbar).
Abschlag auf Börsenkurs
Damit die Unicredit auf den neuen Aktien nicht sitzen bleibt, muss dem Markt allerdings ein deutlicher Abschlag auf den Börsenkurs als Zuckerl geboten werden. Bei Fachleuten ist von bis zu 20 Prozent die Rede. Derzeit liegt der seit Jahren auf Talfahrt befindliche Börsenkurs bei 74 Cent.
Bergab geht es auch für Banktitel an der Wiener Börse: Die Aktie der Erste Bank notierte am Dienstag mit 13,89 Euro (minus 5,2 Prozent) erstmals seit April 2009 unter 14 Euro, Raiffeisen Bank International fiel auf 17,40 Euro (minus 4,5 Prozent). Für Europas 70 größte Banken - darunter Erste, Raiffeisen und ÖVAG - veröffentlicht die Bankenaufsicht EBA am Freitag den zusätzlichen Kapitalbedarf.