Deutsche Bundesregierung verhandelt über Verstaatlichung des Konzerns. Aktie brach stark ein.
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Deutschlands größter Energieversorger Uniper ist ins Straucheln gekommen, und zwar gehörig. So sehr, dass der Bund nun eine Verstaatlichung des Konzerns erwägt. Die deutsche Bundesregierung prüfe eine Aufstockung ihrer Anteile an Uniper auf mehr als 50 Prozent. Derzeit laufen Gespräche zwischen Politik, Unternehmen und dem Miteigentümer, dem finnischen Konzern Fortum. "Aufgrund der gestiegenen Unsicherheiten im operativen Umfeld prüfen die Beteiligten auch alternative Lösungen, unter anderem eine direkte Kapitalerhöhung, die zu einer signifikanten Mehrheitsbeteiligung des Bundes an Uniper führen würde", schrieb der Konzern dazu in einer Aussendung.
Der Bund musste dem unter Druck geratenen Energieversorger schon im Sommer mit einem Rettungspaket in der Höhe von über 19 Milliarden Euro unter die Arme greifen. Im Zuge dessen sollte der Bund 30 Prozent von Uniper übernehmen und der Fortum-Anteil von 78 auf 56 Prozent sinken. Weil das wohl nicht reicht, wird nun die Übernahme verhandelt.
Hohe Gaspreise belasten
Der Energieversorger produziert weniger Energie, als er verkauft, und ist daher auf Gaseinkäufe angewiesen. Wegen der Schließung von Nord Stream 1 muss der Konzern aber jetzt verstärkt Gas am Spotmarkt einkaufen. Dort sind die Preise in den vergangenen Monaten so stark in die Höhe geschossen, dass Uniper derzeit horrende Verluste macht, weil das Unternehmen den Preisanstieg nicht zur Gänze an seine Kunden weitergeben darf. Viele bestehende Verträge enthalten zum Beispiel niedrigere Fixpreise, die man nicht ohne Weiteres anheben darf.
Hinzu kommen Volatilitäten am Energiemarkt: Starke Preisschwankungen verunmöglichen Garantie- und Risikokalkulationen. Die Preissprünge an den europäischen Energiebörsen belaufen sich an manchen Tagen auf 20, 30, 40 Prozent oder mehr. LNG ist nicht immer in ausreichender Menge verfügbar und kann deshalb das russische Pipelinegas nur bedingt substituieren.
Mehr als 17 Prozent Minus
Bei den Aktionären kommen die Verstaatlichungspläne jedenfalls nicht gut an. Am Mittwoch brach der Kurs zeitweise um mehr als 17 Prozent ein. Die Anleger fürchten wohl eine Verwässerung der Anlegerstrukturen. Außerdem werden wegen der gestiegenen Gaspreise horrende Verluste erwartet.
Für Aufsehen sorgten zudem Anfang der Woche die Sponsoring-Aktivitäten des Konzerns. Uniper ist Sponsor des Branchentreffens Gas-tech in Mailand. Dort kam der Energieriese unter anderem auch für ein Galadinner auf, was nach der milliardenschweren Geldspritze und weiterem Unterstützungsbedarf in der Öffentlichkeit nicht gut ankam. Uniper-Chef Klaus-Dieter Maubach verteidigte das Vorgehen und sagte, das Sponsoring sei schon vor der Krise verhandelt und bezahlt worden. Was die Gaslieferungen aus Russland betrifft, so glaubt er nicht mehr, dass die Geschäftsbeziehung mit Gazprom wieder aufgenommen wird.(del)