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Die autonome Universität benötigt eine Außenperspektive und kann sich nicht ausschließlich durch interne Organe kontrollieren.
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Schöngeistige Bildungsphilister halten die Betriebswirtschaftslehre für ein Handwerk zur Durchsetzung von Eigeninteressen. An den Kunstuniversitäten hingegen würden sich Idealisten auf einen selbstlosen Dienst am Altar der Hochkultur vorbereiten.
Das Verhalten der Universitätsräte entspricht diesem Bild nicht. Die Mitglieder dieser Aufsichtsorgane haben das Privileg, die Höhe ihrer Aufwandsentschädigung selbst festzulegen. Der Unirat der Wiener WU verzichtet auf eine Entschädigung. Die Räte der Musikuni Wien lassen sich ihren Einsatz für die Kulturnation Österreich mit schlanken 18.000 Euro pro Jahr (24.000 Euro für den Vorsitz) vergüten. Auf dem Gipfel der Gratifikationspyramide steht die Medizinuni Innsbruck. Warum deren Räte ihren Aufwand mit 24.000 Euro (Vorsitz: 36.000 Euro) beziffern, während an der viel größeren Medizinuni Wien 12.000 Euro (18.000 Euro) und in Graz sogar 7200 Euro (9600 Euro) genügen, erschließt sich nicht auf den ersten Blick.
Diese Unterschiede in der Aufwandsentschädigung sind aber nicht der Grund, warum die Uniräte in die Schlagzeilen geraten sind. Dafür sind vielmehr Turbulenzen verantwortlich, die kein gutes Licht auf die Professionalität ihrer Arbeit werfen. Der Unirat der Musikuni Wien, wo das Geld offenbar locker sitzt, versuchte 2013 einen Vizerektor mit einer Geheimzahlung von 180.000 Euro zum Rücktritt zu bewegen. Der Deal misslang, der Vizerektor wurde gefeuert, aber der Verwaltungsgerichtshof hob diese Entscheidung später auf. Auch bei der Bestellung der neuen Rektorin gab es Ungereimtheiten. Nicht alle Räte nahmen an den Hearings der Kandidaten teil. Bei der Neubestellung des Rektors der Medizinuni Wien wiederum sprach der Vorsitzende des Unirats einem Bewerber über die Medien die Eignung ab.
Solche Vorfälle sind Wasser auf die Mühlen jener, die das neue Universitätsgesetz grundsätzlich ablehnen. Die grüne Wissenschaftssprecherin Sigrid Maurer will nun die Universitätsräte - da es sich um "universitätsfremde" Personen handelt - entmachten und deren Funktion den akademischen Senaten übertragen. Dieser Vorschlag hat zum Glück wenig Aussicht auf Erfolg. Denn die autonome Universität benötigt eine Außenperspektive und kann sich, vor allem was das Budget betrifft, nicht ausschließlich durch interne Organe kontrollieren. Im Übrigen haben sich auch die Senate nicht nur mit Ruhm bekleckert. Gerade den Grünen, die zu Recht die Zunahme befristeter Beschäftigungsverhältnisse für das akademische Personal kritisieren, sollte zu denken geben, dass an einigen Universitäten die Senate den Ausbau von Laufbahnstellen bremsen.
Man sollte daher nicht an der Demontage, sondern an einer Professionalisierung der Universitätsräte arbeiten. Wertvolle Anregungen dafür hat der Wissenschaftsrat 2013 gegeben. Eine Empfehlung lautet, der Unirat möge dem Senat gegenüber einen jährlichen Rechenschaftsbericht abgeben. Vielleicht hebt das auch die Schamschwelle gegenüber Aufwandsentschädigungen, die auf die finanzielle Lage der Unis keine Rücksicht nehmen.