Rektoren warnen: Österreich wird Schlusslicht bei Wissenschaft und Forschung. | Aktionstag am 19. Oktober: Versammlungen statt Vorlesungen. | Wien. Den Rektoren der österreichischen Universitäten platzt der Kragen. Die Unis sind völlig überlastet, der Zustrom an Studierenden steigt - was begrüßt wird -, aber die bisher schon dürftigen Mittel werden ab 2013 eingefroren. Das bedeutet real einen Rückgang der Budgetmittel. | Analyse: Kleinkrieg beendet - Rektoren und Studenten vereint gegen Regierung
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Davor warnten am Freitag alle Rektoren bei Pressekonferenzen in Wien, Graz, Salzburg und Klagenfurt. Sollte das Budget tatsächlich gekürzt werden, kündigten die Rektoren teilweise Schließungen an.
Wie ernst es den Uni-Chefs ist, zeigt, dass am 19. Oktober an allen Universitäten Vollversammlungen von Lehrenden und Studierenden stattfinden - Vorlesungen entfallen. Die Österreichische Hochschülerschaft unterstützt die Rektoren diesmal.
Von der Regierung verlangen die Rektoren einen Termin für einen Hochschulgipfel. Sie hätten in den vergangenen Monaten dreimal versucht, von Bundeskanzler, Vizekanzler und Wissenschaftsministerin einen Termin für ein Gipfelgespräch zu erhalten. "Es gab nicht einmal eine Reaktion", zeigte sich der Rektor der Universität für angewandte Kunst und Vizepräsident der Universitätenkonferenz, Gerald Bast, verärgert. Mit den Banken habe die Regierung in "Blitzeseile Gipfelgespräche organisiert". Das Bankenpaket mit 7,5 Milliarden Euro werde Österreich als gutes Geschäft verkauft, Investitionen in Bildung wären ein zehnmal besseres Geschäft, sagte Bast.
Ein Uni-Paket sollte
* die sofortige finanzielle Sanierung der Universitäten,
* Investitionen in die Zukunftsfähigkeit der Unis,
* einen Rat für Hochschulfragen gegen die Pattstellung der Politik,
* langfristige Finanzierungssicherheit,
* eine Regelung der Zugangsfrage, eine Regelung zur Verteilung der Studierenden innerhalb der Universitäten und eine Regelung des Studienangebots beinhalten.
"Wenn das nicht auf Schiene kommt in den nächsten Monaten oder im nächsten Jahr, fahren wir geradewegs gegen die Wand", warnte Bast.
Auch Christoph Badelt, Rektor der Wirtschaftsuni, forderte die Regierung auf, "die Ping-Pong-Spiele auf die Freizeitbeschäftigung nach Dienstschluss zu reduzieren". Nicht nur China und Deutschland hätten Österreich hochschulpolitisch schon überholt, sondern auch die Türkei. Wenn das Budget für die Unis nicht ausgeweitet werde, "werden wir handeln müssen, indem wir Kapazitäten reduzieren".
"Einen Stillstand in der Hochschulpolitik können wir uns nicht mehr leisten", sagte Georg Winckler, Rektor der Universität Wien. Die Forderung nach 250 Millionen mehr seien auch keine "Wünsche ans Christkind, die nicht erfüllbar wären".
Was Studiengebühren betrifft, sind sich die Rektoren einig, dass diese nicht die Finanzierung der Unis sichern könnten. Das sei Aufgabe des Budgets.
Einen ersten Erfolg haben die Rektoren erzielt: Sowohl Bundeskanzler als auch Vizekanzler haben Gesprächsbereitschaft gezeigt.